6 Tage auf und am Neckar!
Neckarfahrt 2022
Zum wiederholten Mal wollten wir wieder unseren „Heimatfluss“ erleben. Nach Aussagen von Teilnehmern ist das auch gelungen. Eine Person sagte sogar, “sie sei schon öfter den Fluss entlang gerudert, aber sie hätte trotzdem wieder Neues erfahren“. Das galt wohl weniger für den ersten Tag, der nur von Esslingen nach Neckarrems führte. Da wir an dem Tag wegen Späteinsteigern drei Plätze frei hatten, hatten wir drei Tagesgäste als Wanderfahrtauszubildende mit dabei. Denen hat es gefallen (sie fuhren inzwischen bereits bei einer weiteren Tageswanderfahrt mit). Sie haben einen begeisternden Bericht darüber geschrieben, der als Teil 1 dieses Berichts bereits auf der Homepage zu finden ist. Das Mittagsvesper genossen wir beim Bad Cannstatter Ruderklub.
Wegen Wassermangel mussten wir unsere 2 Boote an den Schleusen meist umtragen – bis auf die in Cannstatt und Aldingen. Beim Wassersportverein in Neckarrems haben wir die Boote auf der Wiese über Nacht abgelegt. Weil es so ein heißer Tag mit ca. 35° Celsius im Schatten war, hatten Alle Durst, und wir sahen uns gezwungen zum Abschluss noch ein „Bierle“ auf der Terrasse der Wirtschaft des Vereins zu genießen. Anschließend fuhren mit dem Sprinter zum Marbacher Ruderverein, um das Nachtlager im Bootshaus vorzubereiten. Das Abendessen gab es im dortigen Biergarten, wo wir auch unsere 2 Späteinsteiger in Empfang nahmen.
Nach dem Frühstück ging es zurück zu den Booten nach Neckarrems. Die Straßenbeschilderung ist für Fremde derart kompliziert, dass diese den Wassersportverein, Abteilung Rudern, kaum finden konnten. Ohne unsere Gäste aus Konstanz und Miltenberg, dafür aber mit einem Ruderneuling zur Ausbildung an Bord, ging es gemächlich zur ersten Schleuse in Poppenweiler, wo dann alle wieder zusammen waren. Dort wartete bereits ein sachkundiger Guide von „Neckarguides“, die uns das dortige Schutzgebiet der Zugwiesen in seiner Funktion, Planung und Entstehung näherbrachte. Jetzt können wir in Zukunft nicht mehr unbedarft daran vorbeirudern. Immerhin hat es bisher 40 Jahre gedauert und 9 Mio. € gekostet. Aber es hilft der Natur. Da wir auch im Anschluss nicht planmäßig vorwärtskamen, brachen wir unsere Bemühungen nach der Schleuse in Pleidelsheim ab und legten die Boote am Unterwasser unsichtbar ins Gebüsch. Planung heißt nicht umsonst Zufall durch Irrtum zu ersetzen.
Übernachten war in Lauffen geplant, also fuhren wir nach dem späten Mittagsvesper sofort dorthin.
Frisch „gekämmt und gebürstet“ erreichten wir Weinsberg, wo wir schon erwartet wurden. In der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Obst- und Weinbau wurden wir von einer aktiven Winzerin – aber auch Berufschullehrerin für die in der Anstalt zu unterrichtenden Ausbildungsberufe – äußerst freundlich und sachkundig durch eine spezielle Weinprobe mit einem hervorragenden Vesperteller gelotst. Dabei gab es auch spezielle Weine aus dem „Versuchslabor“. Vielleicht waren wir da den kommenden Wein Trends voraus. Erfahren durften wir, dass sowohl die Rebsorten Kerner als auch Dornfelder in Weinsberg veredelt wurden - Letzterer, um unserem heimischen Trollinger mehr Farbe zu verleihen. Seit den Hungersnöten nach den napoleonischen Kriegen nach 1815 und den verheerenden Folgen der Reblaus für den Weinbau Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Förderung des Obst- und Weinbaus in Württemberg eine staatliche Aufgabe! Wenn schon Alkohol – dann wenigstens gesund! Übrigens: die effektivste Art Obst haltbar zu lagern ist ein Destillat, das üblicherweise Schnaps genannt wird. Zur Erinnerung: Auch die landwirtschaftliche Lehranstalt in Stuttgart-Hohenheim – heute Universität - und das Cannstatter Volksfest samt dem landwirtschaftlichen Hauptfest sind in der genannten Zeit zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion ins Leben gerufen worden.
Wir wurden glänzend unterhalten und durften bei einer Führung in den Weinkeller erfahren, dass hier auch jeder Auszubildende sein Experimentierfeld mit eigenen kleinen Fässern bekommt. Am Rande sei noch angemerkt: wir hatten zur Verstärkung noch 8 Freunde des Weines aus Esslingen und Heilbronn mitgenommen, die direkt dort hinkamen.
Als wir um 23 Uhr wieder zum Bootshaus nach Lauffen zurückkamen gab es noch eine unangenehme Überraschung. Entgegen der Absprache war das Haus verschlossen. Man hätte der Temperatur nach zwar draußen schlafen können, aber unsere Feldbetten waren drin. Mittels einer Codenummer für das Tor, die uns telefonisch noch mitgeteilt werden konnte, ließ sich das Problem lösen und wir konnten unser Nachtlager genießen
Für das Frühstück durften wir die Küche nutzen, was dies deutlich beschleunigte. Dadurch kamen wir rechtzeitig zu unseren Booten zurück nach Pleidelsheim. Der Landdienst fuhr zurück nach Lauffen und begab sich mit seinem 9-€-Ticket mit der Bahn nach Besigheim, um nach der Schleuse den freien Bootsplatz im Boot einzunehmen. Die 11 Kilometer bis zum Ruderverein Lauffen waren dann bis nach 14 Uhr geschafft und das Mittagsvesper war fällig. Dabei entschlossen wir uns die Boote auf den Bootshänger zu laden und nach Bad Wimpfen zu bringen. Unsere Übernachtung war in Mosbach-Neckarelz vorgesehen. Dort war alles bestens und wir konnten sogar den Clubraum nutzen – neben einem vollen Kühlschrank mit Getränken. Den lauen Sommerabend verbrachten wir mit Grillen und angenehmen lockeren Gesprächen untereinander und mit Ruderern aus dem dortigen Verein, die einem Teil von uns sogar von früheren Begegnungen bekannt waren.
Nach dem Frühstück in der Küche ging es zurück zu den Booten nach Bad Wimpfen. Nach dem Aufriggern genossen wir das besondere Panorama der Stadt mit der Kaiserpfalz der Staufer auf der Anhöhe. Dann gings vorbei am Deutschordensschloss in Gundelsheim. Zum Mittagsvesper waren wir wieder im Ruderverein Neckarelz in der Küche. Danach entschlossen wir uns, uns auf die Strecke nach Eberbach zu machen. Vorbei am Neckarschifferdorf Hassmersheim und am ehemaligen Atomkraftwerk Obrigheim ging es in den schönen Odenwald. Bis 18 Uhr war die Strecke geschafft. Der Landdienst war währenddessen mit einem kaputten Rollsitz bei Empacher, der diesen zu unserer besten Zufriedenheit umsonst reparierte.
Nachdem die Truppe sich wieder abendfein hergerichtet hatte, machten wir uns auf zum Abendessen im „grünen Baum“ mit Blick auf den Fluss. Zurück im Bootshaus gab es noch einen Schlummertrunk mit Sternschnuppen Beobachtungen auf der Dachterrasse, die wir am Morgen auch noch für das Frühstück mit Aussicht nutzen durften.
So gestärkt starteten wir wohlgemut die 34 Kilometer nach Heidelberg durch den schönen grünen Odenwald. Völlig unbemerkt passierten wir das kurze Flussstück samt Schleuse bei Hirschhorn, das zu Hessen gehört.
Nachdem wir im Heidelberger Ruderklub unsere Bleibe bezogen hatten, stieß ein Freund unseres Fahrtenplaners zu uns, der dank einer Bestechung mit einem Radler bereit war uns 2 Stunden durch das heiße Heidelberg zu führen und uns mit Informationen zu versorgen. Danach landeten wir im „Ritter“, einer kleinen Lokalbrauerei. Dort investierten wir kräftig mit einem 2. Radler in unseren Stadtführer, damit er uns das nächste Mal noch ins Schloss führt. Vorausschauende Planung ist alles und erleichtert das Leben.
Einige von uns haben ihr Nachtlager auf der Neckarwiese aufgeschlagen, um den Kraftraum zu meiden. Jedoch begann es kurz vor Tagesbeginn zu tröpfeln, so dass es in aller Frühe im Bootshaus lebendig wurde. Der Schlaf ging weiter und ab 7 Uhr konnte auf der Terrasse im 1. Stock mit Blick auf die Altstadt, das Schloss und den Fluss gefrühstückt werden.
Nun ging es los mit der letzten Etappe von 24 Kilometern nach Mannheim zur Mündung. Kurz nach Heidelberg ging es bereits in den Schleusenkanal. Die erste Schleuse hatte noch die üblichen Maße der Neckarschleusen kam bald und konnte zügig hinter uns gebracht werden. Vor der letzten Schleuse „Freudenheim“ – vielleicht heißt die so, weil man dann den Neckar geschafft hat und bis zur Nordsee keine mehr kommt – hat es dann aber zu unserem „Leid“ leider etwas länger gedauert. Dafür war sie mindestens doppelt so groß und wir konnten sogar hinter 2 Motorschiffen/Frachtern einfahren. Bereits im Unterwasser war erkennbar, der Rhein hat „Tiefwasser“ – es fehlten etwa 2 Meter. Als Folge war beim Mannheimer Ruder-Verein Amicitia sogar der Steg im Trockenen, so dass sie einen provisorischen Steg aufgebaut hatten, den man mit unseren Großbooten nur mühsam nutzen konnte.
Danach zog es uns zur Mündung in den Rhein – 5 Kilometer im Kanal durch Stadt und Hafenbetriebe. Dann war es in der späten Mittagszeit endlich so weit. Wir waren im großen Rhein, der trotz Wassermangel groß war. Es ging 3 Kilometer flussabwärts, vorbei an vielen parkenden Frachtern, um dann nach Steuerbord in das Sandhof-Altwasser, einem Altrheinarm, abzubiegen. Der Anteil an Natur wurde sogleich signifikant höher. Dort erreichten wir nach 5 Kilometern den „Volkstümlichen Wassersportverein Mannheim“ am frühen Nachmittag. Glücklicherweise war deren Steg nicht wasserfrei, so dass wir anlegen konnten. Bis 16 Uhr hatten wir die Boote auf unserem Bootsanhänger verstaut und wir konnten daran gehen unsere reichlichen Vorräte zu vervespern. Während dessen hat uns ein netter Mannheimer aus der Stadtverwaltung Mannheims mit Informationen zur Stadt, dem Hafen und zur „Mannheimer Akte“ von 1815, die seitdem die freie Schifffahrt auf dem Fluss für die Anrainerstaaten regelt. Das Original dieses völkerrechtlichen Vertrags hat bereits Napoleon nach Straßburg bringen lassen. Abschließend wurde noch die Aufforderung ausgesprochen die sicher sehenswerte Bundesgartenschau 2023 in Mannheim zu besuchen. Nachdem im Clubraum die Spuren unseres Vespers wieder beseitigt waren, ging es dann noch nach Hause, wo gegen 22 Uhr alles im Bootshaus wieder an seinem Platz und das Mietfahrzeug vereinbarungsgemäß um Mitternacht abgegeben war.
Alle hatten ihre Freude am Rudern und am Programm und werden ihre Wanderruderkarriere begeistert und unbedingt fortsetzen! Das war der WERBEBLOCK.
Bis bald zur nächsten Fahrt!!!
Bericht: Mauricio Fuhrmann und Bernhard Freisler