Geschichte

Der König leistet Starthilfe

Ohne König Wilhelm II. von Württemberg wäre es wahrscheinlich nie soweit gekommen. Als eine Handvoll Schüler der damaligen Oberrealschule Esslingen einen "Schülerruderverein" gründen wollten, schrieben sie dem damaligen Monarchen und baten ihn um eine finanzielle Starthilfe. Der ließ sich nicht lumpen und ließ 200 Reichsmark springen - genug, um damals etwa drei Boote anzuschaffen. Auch der deutsche Kaiser bekam einen Bittbrief, doch anstatt Geld schickte der Regent ein Portrait. Geschichten wie diese erzählt Manfred Strutz mit leuchtenden Augen. Starthilfe vom württembergischen König - wer kann damit schon aufwarten?

 

schuler1906   2schuler1906  1schuler1906

 

Umzug des Bootshauses

Aus dem Schülerruderverein von 1906 wurde 15 Jahre später der Ruderverein Esslingen. Man wollte sich für alle öffnen. Mit Erfolg. Denn der noch junge Verein kam schnell zu Ehren. Regattensiege und eine steigende Mitgliederzahl machten die Ruderer - damals noch an ihrem ersten Standort beim heutigen Areal der Firma Hengstenberg - schnell populär. 1912 mussten die Sportler mit ihrem Bootshaus dort jedoch einer Maschinenfabrik weichen. Den zweiten Standort am Alicensteg in der Pliensauvorstadt verließ der Verein im Jahr 1934. Der Grund: Sie konnten dort auf dem Neckar lediglich 700 Meter am Stück fahren. So bezogen die Ruderer das neue Heim neben dem Nymphea auf der Neckarinsel - dort sind sie noch heute zu finden.

rvebootshauseinweihung1

Baumaterial gegen Boote

Dunkle Zeiten warteten dann während der Nazi-Herrschaft auf die Sportler. Viele Männer wurden zum Kriegsdienst eingezogen, für die jungen Leute wurde eine Sportdienstgruppe Rudern ins Leben gerufen, die sogar noch an ein paar Regatten teilnahm. "Ein normaler Ruderbetrieb," so erzählt der ehemalige Ruderwart Wolfgang Mayer, "war trotzdem nicht möglich". Zudem plünderten Fremde gegen Kriegsende das Bootshaus und demolierten die Boote. Doch auch davon ließen sich die sportbegeisterten Ruderer nicht unterkriegen. "Bei einem Ruderverein am Starnberger See haben wir Boote gegen Baumaterial getauscht", erzählt Wolfgang Mayer. Und auch die Mitgliederzahl stieg wieder an. Von 85 Ruderer nach Ende des Kriegs auf über 300 im Jahr 1956. Heute zählt der Verein 220 Mitglieder.