AH-Wanderruderfahrt vom 14. – 20.05.2015 von Ulm nach Straubing

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Auf der Donau von Ulm nach Straubing

Donnerstag, 14.05.  Ulm – Lauingen (35 km)
Die Abfahrtszeit am frühen Morgen des Himmelfahrtstages um 07.30 Uhr war für Trimmfahrtenteilnehmer ungewöhnlich. Gleichwohl waren alle pünktlich, der Hänger am Vorabend schon abfahrbereit beladen und so war kein akademisches Viertel  Zeitverzögerung erforderlich. Auch die beiden Kleinbusse waren neuwertig und somit keine Spontanreparatureinsätze notwendig.
Um eine Schleusung einzusparen, wurden die Boote nicht beim Ulmer Ruderclub, sondern ein Stück flussabwärts in Elchingen-Thalfingen eingesetzt. Dort warteten schon zwei Frauen mit Hund auf uns; eine davon Fritz Baier’s Tochter, die uns nach dem Aufriggern der Boote mit Butterbrezeln versorgte – nach manch dürftigem Frühstück eine Wohltat.

Dann ging’s los. Das Wetter war ideal – trocken, leicht bewölkt und keine stechende Sonne. Bei leichter Strömung und fast schon stehendem Wasser vor den Schleusenbereichen  ruderten wir gen Osten. Das Donauried mit seinen vielen Seen links und rechts der Donau konnten wir nur als „grüne Pampa“ erahnen; unübersehbarer war da schon das Kraftwerk Gundremmingen. Begleitet wurden wir lediglich von ein paar Radfahrern entlang der Donau sowie von bierseligen Vatertagsausflüglern mit einem selbstgebautes Floß  und sogenannten „Biertankstellen“. An der letzten von 5 Schleusen mussten wir die Boote umtragen, weil diese defekt oder abgeschaltet war.

In Lauingen war der schönste Markplatz Schwabens gerade eine Baustelle, lediglich der Schimmelturm beeindruckte durch seine schiere Größe (Wachturm). Die Bootshausmannschaft übernachtete im Lauinger Ruder- und Surfclub.

Freitag, 15.05.  Lauingen – Donauwörth (33 km)

Im Voralpenland hatte es wohl kräftig geregnet, denn die Donau hatte etwas Hochwasser. Unsere dadurch erhoffte Beschleunigung der Fahrt wurde jedoch dadurch gebremst, dass alle Schleusen wegen des Überlaufs an den Wehren gesperrt waren. Also überall umtragen! Dieses „Wanderrudern“ wurde noch verschärft, da 5 anstelle 4 im Fahrtenplan angegebenen Schleusen zu meistern waren. Wenn sich die Fahrtenleitung verzählt, braucht sie für den Spott nicht zu sorgen.

Mittag machten wir nach ca. halber Tagesetappe am Rastplatz in Grenheim. Das Wetter war kühl, gelegentlicher Regen traf uns nicht während des Ruderns.

Etappenende war an diesem Tag die ehemals freie Reichsstadt und Garnisonsstadt Donauwörth mit Ihrer Reichsstraße. Das Bootshaus des Kanuclubs Donauwörth und liegt 1,8 km von der Donau entfernt an der Wörnitz, linksseitiger Nebenfluss der Donau. Der Landdienst (Fred und Wolfram) erkundete, ob eine Zufahrt zu diesem idyllisch, unterhalb eines Wehres der Wörnitz gelegenen Bootshaus mit Ruderbooten möglich sei. Die wasserseitige Zufahrt zum Bootshaus war aufgrund des Hochwassers möglich, aber für die Ruderer abenteuerlich, denn dieser Arm der Wörnitz ist ein seichtes und wenig klares Gewässer, von dem die Ruderer annahmen, sie landeten in einem toten Altarm, je näher sie dem Bootshaus kamen. Die Abgeschiedenheit dieses Bootshauses ermutigte den Landdienst F., während der Wartezeit auf dem dortigen Parkplatz die Hose zu wechseln. Doch ausgerechnet  als er dort in der Unterhose stand, kamen vier Autos, mit denen Männer  ihre Frauen zur Skatrunde ins Bootshaus brachten. Sie rissen zunächst entsetzt ihre Augen auf und drehten dann demonstrativ den Kopf zur Seite.

„Man begegnet sich im Leben immer zweimal“. Diese Redensart wurde für Frank G. spät am Abend beim Absacker in der Vereinsstube des Kanuclubs Donauwörth Realität. Beim Gespräch mit dem 1. Vorstand und zwei Hauswarten des Vereins kamen wir auf unsere Fahrt, unsere Herkunft, die Historie der Stadt Donauwörth und die jüngst abgezogene Bundeswehr. Frank erwähnte beiläufig, dass er hier seinen Wehrdienst ableistete. Der Vorstand fragte Frank nach der Zeit seines Wehrdienstes, was dieser zunächst ausweichend mit „vor langer Zeit“ beantwortete und dann auf 1982 präzisierte. Die Frage nach der Einheit beantwortete Frank mit Fernmeldekompanie 2/220. Dann müsste man sich ja kennen, er wäre zur selben Zeit ebenfalls dort gewesen. Frank fixierte daraufhin sein Gegenüber etwas genauer und stellte fest, dass eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem damaligen Spieß Heinrich B. vorliegen könnte.- So war es  dann auch. Kurios, was das Leben doch hin und wieder für Überraschungen bereit hält. Da ist man in Gedanken schon halbwegs im Schlafsack versunken und plötzlich trinkt man mit dem ehemaligen Spieß ein kameradschaftliches Bierchen auf Du!

Samstag, 16.05.  Donauwörth – Ingolstadt (52 km)

Nach kalter Nacht (Bodenfrost um Bootshaus des Kanuvereins Donauwörth!) gings mit Sonnenschein weiter. Der Wasserstand der Wörnitz vor dem Bootshaus war über Nacht um über einen Meter gestiegen und erreichte die Böschungsoberkante des Zeltplatzes. Dies war günstig für das Einsetzen der Boote  – mit Neid betrachtete der Landdienst, dass die Kanuten immer noch leichter einsetzten und früher ablegten als die Ruderer.
Die Donaubrücke gleich nach der Wörnitzmündung sorgte für Spannung, denn die Strömung der Donau, in die wir nach der Ausfahrt aus der Wörnitz ruderten, trieb die Boote auf den Brückenpfeiler zu und sorgte für hohe Wellen.

Landschaftlich verließen wir nun das weite Donautal und erstmals begleiteten uns die Ausläufer der fränkischen Alb, die die Fahrt etwas interessanter machten. Unsere Tagesziele erreichten wir in guter Zeit, denn unsere eigenen Kräfte beim Rudern wurde durch die starke Strömung der Donau unterstützt und so errichten wir zeitweise eine Geschwindigkeit von ca. 19 km pro Stunde! Weiter war komfortabel, dass trotz des Hochwassers alle drei Schleusen betriebsbereit waren und die Boote nicht umgetragen werden mussten.

Mittagsrast machten wir beim Donau-Ruderclub Neuburg nach ca. 35 km Fahrt. Das schöne Freigelände des Donau-Ruderclubs Neuburg war voll, denn der Verein feierte die gelungene Aufstockung seines Bootshauses. Dieser relativ große Verein hatte gar keine Ruderboote, denn er war ein reiner Kanuverein! Das Anlegen unserer Boote am Steg dieses Vereines in der Außenkurve der Donau war bei der Strömung schon eine gewisse Herausforderung. Eine größere Attraktion waren dann die Vorführungen jugendlicher Clubmitglieder und ihres Trainers in Kanupolo und Freestyle für die Festgesellschaft.

Gelegentlich muss mangels komfortablem Steg beim An- und Ablegen noch im seichten Wasser aus dem Boot aus- und eingestiegen werden. Der Grund der Donau ist stellenweise recht schlüpfrig, was trotz vorsichtiger Bewegungen zu gelegentlichen Ausrutschern führt. So hat es heute zunächst unseren Fahrtenleiter Hans-Reinhart erwischt, weiter s. Montag.

Übernachtung im Donau-Ruderclub Ingolstadt.

Sonntag, 17.05.  Ingolstadt – Kloster Weltenburg (40 km)

Bei zunächst bewölktem, mittags sonnigem und trockenem Wetter und guter Strömung passierten wir 2 Schleusen. Mittagspause machten wir in Neustadt nach der Straßenbrücke. Die landschaftlich interessantere Ruderstrecke war die Etappe nachmittags bis zum Tagesziel, dem bekannten Kloster Weltenburg mit seiner barocken Klosterkirche. Für Festtags-stimmung auch auf dem Wasser sorgten ein großes, kommerziell  betriebenes Floß und ein Riesenschlauchboot mit Bierfässern und angetrunkenen Sonntags-ausflüglern. Das Kiesufer des Klosters Weltenburg  war an diesem schönen Sonntag Familien- und Ausflüglertreffpunkt und auch der Biergarten im Klosterhof war sehr gut besucht.

Fünf Ruderer unserer Mannschaft (Manfred, Achim, Hans-Jürgen, Ralf und Bernhard)  fuhren nach einem Abendessen nach Hause. Die „Schwaben“ wurde deshalb abgeriggert und verladen. Die „Hotelfraktion“ musste sich mit einer kleinen Pension bescheiden, während die auf 5 reduzierten „Bootshausüber-nachter“ im Gästetrakt des Klosters logierten. Wir nutzten die Zeit für einen Spaziergang zwischen Donau und Klostermauer und ein gutes Abendessen im Biergarten. Um 19:00 wird dieser Biergarten geschlossen; dann kehrt dort eine tagsüber nicht für möglich gehaltene Ruhe ein. Die Lage des Klosters ist toll; ein Spaziergang auf die Höhe oberhalb des Klosters, bspw. auf die Kapelle Frauenberg belohnt Einen mit einem schönen Blick auf das Kloster und die Donauschleife.

Montag, 18.05.  Kloster Weltenburg – Walhalla (50 km)

Die Bootshausübernachter genossen das komfortable und gute Frühstück im Kloster – kein Einkaufen, Frühstückmachen und Abspülen. An diesem Morgen war das Kiesufer beim Kloster menschenleer und wir begannen unsere Fahrt mit dem Höhepunkt  dieser  Wanderfahrt, dem Donaudurchbruch zwischen Weltenburg und Kehlheim.

Sonniges Wetter hatten wir den ganzen Tag. Die Strömung war bis Kehlheim flott, aber nicht gefährlich. Die Ruhmeshalle über Kelheim war teilweise eingerüstet. Ab der Mündung der Altmühl in die Donau in Kehlheim befuhren wir die Großschifffahrtstraße Schwarzes Meer – Nordsee. Die starke Strömung der Donau ließ nach.

Vor der Schleuse in Bad Abbach wurde es schwierig. Boot Helene fährt zunächst backbords durch den Brückenbogen in den Großschifffahrtskanal, wendet dann aber wieder.  Nachfolgendes Boot Engel nimmt deshalb den mittleren Brückenbogen und rudert direkt Richtung geschlossenes Wehr. Boot Helene hat zwischenzeitlich entdeckt, dass der Brückenbogen steuerbords mit dem Hinweis „Sportboote“ gekennzeichnet ist. Sie rudern deshalb dort hinüber. Der Versuch des Boots Engel, hinter der Brücke unmittelbar in den Sportbootbereich zu wechseln, wird durch ein Stahlseil verhindert. Während sie durch die Brücke zurückrudern, wird durch die Mannschaft Helene vor der Bootsgasse ein großer blockierender Baumstamm mit seemännischem Wissen und Erfahrung entfernt. Die Bootsgasse ist aber außer Betrieb und kann nicht benutzt werden.  Das Schleusenpersonal schickt uns fernmündlich wieder zurück in den Großschifffahrtskanal. Dort ist dann eine für uns ideale Kleinbootschleuse. Ja, wer sagt’s denn?

Mittag machten wir an der Donaufähre Matting, oberhalb von Regensburg. Ein schöner Platz und ein hilfsbereiter Fährmann verhalfen uns zu einer gemütlichen Mittagsrast. Während die meisten Ruderer noch entspannten, begann Uli, unser stellvertretender Fahrtenleiter, mit der Vorbereitung eines Bootes zum Ablegen. Dabei rutschte er an der steilen Uferböschung unglücklich aus und geriet zwischen den Auslegern zwischen Böschung und Bootsrumpf. Fährmann und hinzugerufene Ruderer halfen ihm wieder an Land. Die Mannschaft war von diesem Einsatz des stellvertretenden Fahrtenleiters tief beeindruckt!

Regensburg wird im Großschifffahrtskanal umrudert. Die dortige Schleuse ist riesig und verfügt nicht über eine Kleinbootschleuse.  Wir müssen deshalb wegen des Vorrechts der Berufsschifffahrt lange warten.  Die Durchfahrt durch den Europakanal und am Regensburger Hafen vorbei  bot landschaftlich nicht viel. Unser Tagesziel war Donaustauf,  unterhalb der Walhalla gelegen. Ab dem östlichen Stadtrand von Regensburg thronte dann - wie eine Fata Morgana eines weißen Griechentempels - die Walhalla. Unsere etwas beschwerliche Anlagestelle war von osteuropäisch anmutenden Schrebergärten mit selbstgebauten Hütten umgeben.

Die beiden Übernachtungsfraktionen trennten sich hier. Die Bootshauschläfer fuhren zurück zum Ruderverein Regensburg, die anderen suchten nach dem Hotelbezug im Osten von Regensburg vergeblich einen Biergarten. Schließlich landeten sie im Gasthof Berghammer in Kareth, wo trotz des üblichen Montagsruhetags eine 70iger Geburtstagsfeier stattfand.  Die Wirtin ließ uns im Außenbereich, einem besseren Schuppen, Festtagsbrate mit Kartoffelknödeln auftragen.  Eine schwergewichtige bayrische Blaskapelle wartete dort auf ihren Einsatz und sorgte dann für zünftige Musik. Beim Anblick der Korpulenz einiger dieser Musiker dachte Hans-Reinhart, selbst eine mehrwöchige Fastenkur hinter sich gebracht zu haben.

Dienstag 19.05.  Walhalla – Straubing (49 km)

Landschaftlich wird es wieder hügeliger, denn nördlich der Donau erhebt sich der Bayerische Wald. Das Wetter ist durchwachsen, nachmittags beginnt es zu regnen. Zu durchfahren waren die Schleusen Geisling und Straubing; Mittag in Niederachdorf.
Unser nachmittäglicher Landdienst Fred und Frank wartet im Bootshaus des Straubinger RC lange auf die Ruderer und macht sich schon Sorgen über die müden Helden. Grund dafür ist, dass sie im Oberwasser der Schleuse Straubing liegen und zunächst einem Bergfahrer Vorrang lassen mussten. Danach warteten sie in strömendem Regen geduldig - bei Mitgliedern  von Rudervereinen unüblich - auf Durchlass. Der Schleusenwärter hat sie „einfach vergessen“. Interessant  ist ein Sprung in der Flusskilometrierung der Donau in der Schleuse Straubing – sie hat unterhalb der Schleuse plötzlich 5,72 km weniger.

Das Bootshaus des Straubinger RV hat durch zwei Details beeindruckt: Viele Wände und Decken sind aus Holz, was ein warmes, alpenländisches Flair verbreitet. Am Tor d. Bootshalle zeigt eine Hochwassermarke in Schulterhöhe den Wasserstand vom Juni 2013 und vor dem Treppenaufgang von der Bootshalle zu den Funktionsräumen im Obergeschoss ist ein Hochwasserschott angebracht.

Am Abend checkte Hans-Reinhardt die wetterbedingte Stimmung über die geplante letzte Halbtagesetappe - 35 Ruder-km ohne Schleuse von Straubing bis Deggendorf. Wir kamen überein, bei weiter regnerischem Wetter die Wanderruderfahrt hier in Straubing zu beenden. In einer guten Straubinger  Gaststätte ließen wir die Fahrt ausklingen.

Mittwoch 20.05.  Rückreise von Straubing

Der vortags angekündigte Dauerregen war am Mittwochmorgen Realität ohne Aussicht auf Änderung. Also riggerten wir ohne Diskussion die Boote ab, verstauten das Material und fuhren zeitig Heimwärts. Infolge eines Unfalls auf der Autobahn  trafen wir spätnachmittags in Esslingen ein und putzten und verräumten routiniert Boote und Material.
Schön war’s mal wieder! Das führte auch dazu, dass Hans-Reinhardt freundlichst gebeten wurde, sein Amt als Wanderruderwart und Fahrtenorganisator doch fortzuführen!

Bericht: Fred Loos und Ralf Stürner

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