Im September 2015 mit stabilen Booten durch instabiles Wetter
Bei der 40. Trimmfahrt waren erstmals Frauen, 2 an der Zahl, dabei. Das war jetzt vielleicht nicht gerade eine Revolution, aber ein Dogma wurde geschleift – zumindest ein in Stein gemeißelter Grundsatz aufgeweicht. Natürlich könnte man auch bemerken: "A Schwob wird erscht mit 40 gscheit, an andrer net in Ewigkeit." Vielleicht also gerade noch rechtzeitig gschafft. Festzuhalten ist darüber hinaus: es wurden 390 km gerudert - von Straubing bis Wien!
Leider musste sich ein angemeldeter Ruderkamerad kurz vor der Fahrt abmelden. Da waren es nur noch 11. Am Freitagabend wurde trotzdem frohen Mutes Boots- und Küchen-anhänger beladen. Die Fahrzeuge waren von BB. Dies steht in diesem Fall nicht für Brigit Bardot, sondern für Autovermietung Buchbinder.
Start war Samstag 5.September 6 Uhr - eine ungewöhnliche Abfahrtszeit für die Trimmfahrt. Aber der Weg zum Anfahrtsziel war sehr kurz. Dies war der Straubinger Ruderclub. Kaum losgefahren waren wir auch schon da. Sofort wurden die 2 Boote hergerichtet. Damit hatte sich die Truppe natürlich schon ein Vesper als Mittagessen verdient. Gestärkt konnte es dann endlich losgehen mit der Ruderei. Der erste einmündende Fluss war die Große Laaber. Est nomen omen? Oder ist eine Wanderfahrt auch eine große Laaberei? Nach einigen Kilometern wurde von einem Teilnehmer festgestellt: „Wenn wir die 80jährigen nicht dabei haben, können wir auf der Donau auch Frachter überholen.“
Einmal mussten wir schleusen. Dabei wurden für uns 62500 Kubikmeter Wasser bewegt. Ein Haushalt, der 200 Kubikmeter Wasserverbrauch pro Jahr hat, könnte ca. 300 Jahre duschen, kochen usw..
Das Donauried ist eine wunderbare Naturlandschaft! Nach 35 km erreichten wir das Bootshaus des Deggendorfer Rudervereins. Der Verein hat dank eines Hochwassers ein sehr neues Bootshaus, das durch einen Gleisanschluss der Bahn bestens an die Welt angeschlossen ist. Zusätzlich befindet sich unmittelbar neben dem Verein die Anlegestelle für die Flusskreuzfahrtschiffe. Ein Mitglied des Landdienstes stellte fest, dass im Gefrierschrank mal wieder das Bier eingefroren war. Es kam zu Scherben und einem tiefen Schnitt in einen Finger. Der Arzt im Krankenhaus schlug eine Woche (Bett-)Ruhe vor! War ein Teil des Landdienstes für diese Fahrt geregelt? Eine unserer Powerruderinnen meinte wohl in diesem Zusammenhang: „Jeder darf mal.“ Ansonsten kam an dieser Stelle unser neues Küchenwagenvorzelt debütmäßig zum Einsatz. Zur Befriedigung eines menschlichen Grundbedürfnisses gab es leckeres Putengeschnetzeltes mit Curryreis und Ananas. Zum Abschluss des Tages wurde noch der „Fritz-Bayer-Gedächtnis-Doornkaat“ serviert, der zusätzlich für einen guten Schlaf sorgte.
Übernachtet wurde in unseren Zelten mit Kuschelkontakt zu Wühlmäusen, die sich nicht stören ließen. Das Frühstück wurde im Bootshaus im 2. Stock eingenommen, der über eine schmale Metalltreppe außen an der Wand erreichbar war.
Vorteil bei wenigen Teilnehmern - viel mehr Platz im Zelt - Nachteil ist die Wenigen haben gleich viel zu tun für Aufbau und Verpflegung wie immer.
Am darauffolgenden Sonntag freuten wir uns auf die 60 km-Strecke bis Passau. Nach ca. 3 km kam von rechts die Isar. Deren mitgebrachte Sedimentfracht sorgt in der Donau für Kiesbänke, so dass die Dichte der Bojen drastisch zunahm. Bei Kilometer 2266 war auf der Flussbeschreibung des DRV ein „Straßen- Winzer“ angekündigt. Die Vorfreude, aber auch die Enttäuschung, war groß! 10 Kilometer weiter nutzten wir die extra aus der Felssohle herausgesprengte Fahrrinne des "Hilgartsberger Kachlet" um später beim Ruderclub Vilshofen nach nur 2,5 Stunden Ruderzeit die Mittagspause einzulegen. Hier hatten wir wieder eine exzellente Verkehrsanbindung. Der Club hat einen Flugplatz! Als Nachbar. Das hätte man sich ja denken können. In der Nibelungenhalle in Vilshofen hielt Franz Josef Strauß seine berühmt berüchtigten politischen Aschermittwochsreden und der steuerte seinen Flieger ja immerhin selbst.
Wenn ein Frachter kommt besser gleich Pause machen?
Das Mittagessen konnten wir auf der Terrasse des Bootshauses genießen. Gestärkt ruderten wir Richtung der Schleuse Kachlet - eine intellektuelle Herausforderung!
Denn die Flussbeschreibung lautete:
§ 13.08 Reihenfolge der Schleusungen: Vorrang bei der Schleusung haben außer den in § 6.29 genannten Fahrzeuge (...). Bei den Schleusen Kachlet und Jochenstein wird abweichend von § 6.28 Nummer 3 Satz 1 in der Reihenfolge des Eintreffens an den Vorsignalanlagen geschleust; müssen die Schiffsführer und die nach § 8.02 für Kurs und Geschwindigkeit verantwortlichen Personen von Kleinfahrzeugen abweichend von § 13.07 nur die Signallichter nach § 6.28a Nummer 1 sowie die für sie aufgestellten besonderen Hinweiszeichen beachten. Telefon Kachlet 0851 …….
Alles klar?
4 Kilometer später ist die barocke Drei-Flüsse-Stadt Passau erreicht. Es geht vorbei an mindestens 10 Flusskreuzfahrtschiffen und imposanten hohen Ufermauern, die viel Platz für Hochwasser bieten, bis zur Burg Niederhaus, um danach in die Ilz einzufahren. Dort war nach einem Kilometer in der Faltbootabteilung des TV Passau unser Tagesziel. Zum Abendessen gab es die Notration der Schwaben – Spätzle, Linsen und Saiten ohne die übliche Salatorgie. Dazu wurde von einer emanzipierten Ruderin „eimerweise“ Bier konsumiert, nachdem der Schnaps aufgrund des Geschmacks „wie abgerissenes Pflaster“ ausgemustert wurde. Als geklärt war, dass unser Apnoepatient für seine Antischnarchmaschiene ein Notstromaggregat bekommt, konnten die Unternehmungslustigen zu einem Nachtspaziergang in die Stadt aufbrechen. Danach bemühten wir uns in einem halboffenen möblierten Kellergeschoss ab 22 Uhr die Nachtruhe einzuhalten. Da es am nächsten Morgen von den wenigen anderen Campern keine Reklamationen gab, ist das wohl gelungen.
An einem kühlen Montag morgen gab es Frühstück und das routinierte Verstauen der Campingutensilien – insbesondere der nassen Zelte. Dabei war sichergestellt, dass wir die Biertischgarnituren des „Kellers“ nicht einpackten – denn sie waren angekettet. Danach hieß es "Hallo Österreich - RVE ante portas!"
Als Erstes kam der dunkle blaue Inn in die hellere braune Donau. Nach 2 km war die Grenze in Achleiten erreicht. Eine Stunde später - o Wunder - ist Oberzell als letzter deutscher Ort in der Karte und in Echt erkennbar. Weitere 8 Kilometer später kommt die Grenze schon wieder. Kurz vorher die letzte Schleuse in Deutschland - Jochenstein. Hier hieß es die Umtrageanlage nutzen. Danach wurde es windig, kalt und es begann zu nieseln. Als Steuermann waren sehr dicke Jacken begehrt.
Mittag konnten wir in Wesenufer einplanen. Vor dem kalten kräftigen Wind konnten wir uns in den windgeschützten Gastgarten der geschlossenen Gaststätte „Schiffswirt“ unter eine Markiese zurückziehen. Im danebenliegenden Hotel- und Kongresszentrum konnten wir ergänzend gewisse menschlich begehrte Örtlichkeiten nutzen, die zugegebenermaßen die besten der Woche waren. Mit so viel Luxus "versorgt“, starteten wir zur "Schlögener Schlinge" der Donau. Ein Erlebnis! Kreisverkehr mit dem Fluss über eine Strecke von 10 Kilometern. Links und rechts am Ufer steigen bewaldete Hügel in Herbstfarben direkt aus der Donau empor. Für Straßen und Häuser ist kein Platz. Es gibt nur Wege und Fähren für Wanderer und Radler. Unterwegs begegneten wir einem Frachter, der einen Schiffsrohbau wohl zum weiteren Ausbau flussaufwärts im Schlepptau hatte.
Am Ausgang der Schlinge befindet sich der Campingplatz Kaiserhof - unser Tagesziel direkt am Donauradweg, der nur eine feldwegartige Zufahrt hat, die zugleich den Radweg darstellt und zumindest im September von Heerscharen von Radlern bevölkert wird. Das wurde für den Fahrer unseres Bootanhängergespanns zur Herausforderung. Leider hat eine Radlerin das Bootsladegestell trotz sehr langsamer Fahrt touchiert und sich leicht verletzt. Sie schickte unseren Landdienst zwar weg, aber erstattete trotzdem eine Anzeige, so dass die Polizei sich veranlasst sah, den Fahrer am nächsten Morgen in die Polizeistation Aschach zu bitten.
Als Abendessen gab es zur Verhinderung aufrührerischer gruppendynamischer Aktivitäten gebratenen Schweinehals. Wir bauten 3 Zelte auf, stellten fest, dass die Duschen, für die Marken erworben werden mussten (wie viele Personen können mit einer?), sowie die Toiletten nur mit einem Nummerncode erreichbar waren – wie zuhause -, erzählten alte Geschichten und philosophierten über die Frage: „Wann der richtige Zeitpunkt zum Spülen sei.“ Trotzdem war um 23.30 Ruhe.
Am nächsten Morgen tuckerte ein Schubverband den Fluss hinauf. Deshalb waren um 6:30 Uhr alle wach. Der Platz war zu dieser Zeit ein idyllischer mit Nebelschwaden über dem Fluss und in den sonnigen Hügeln. Wir beeilten uns, da der Landdienst um 9 Uhr in Aschach, dem Meran Oberösterreichs, wie es seines milden Klimas halber gerne genannt wird, sein sollte. Was dieses Prädikat rechtfertigen soll war jedoch für diesen leider nicht zu erkennen. Er war vielleicht zu sehr abgelenkt, da er ja wegen des gestrigen Vorfalls zur Polizeistation musste. Der Betroffene wurde befragt und ein Protokoll aufgenommen. Dabei war zu erfahren, dass in Österreich zwischen Körperverletzung und Fahrerflucht zu differenzieren ist. Ersteres ist eine Straftat und die Staatsanwaltschaft führt das Verfahren weiter. Das Zweite ist eine Verwaltungsstrafe - in Deutschland wohl ein Bußgeldverfahren - und das Landratsamt übernimmt die Angelegenheit von der Polizei. Als diese Prozedur abgeschlossen war, konnte der Landdienst zum vereinbarten Ort für die Mittagspause aufbrechen. Dies war Ottensheim, die älteste Marktgemeinde des Mühlenviertels. Nach einem adäquaten Einkauf richteten wir uns bei bestem Sonnenschein unweit der Fähre mit unseren Biertischgarnituren häuslich ein und warteten.
Bei den aktiven Ruderern meldete sich unser Verletzter wieder voll dienstfähig. Sie durften die ersten beiden österreichischen Staustufen bewältigen. Für beide gab es in der Flussbeschreibung täglich drei vorgegebene Schleusenzeiten. Das warf die Frage auf, wie die Umsetzzeiten geregelt sind? Das Umsetzen hat jedenfalls geklappt. Nachdem der Donaualtarm mit seiner Regattastrecke vor Ottensheim passiert war, kamen die Ruderer alsbald zur Fähre und hatten die Pause verdient. Während selbiger konnten wir schon registrieren, dass Ruderer aus Linz bis hierher stromaufwärts trainierten.
Nach der Pause kamen auch wir kurze Zeit später nach Linz, der Landeshauptstadt von Oberösterreich. Es ging in einem großen Bogen um die Stadt mit ihren vielen Häfen einschließlich der Vereinigten Österreichischen Stahlwerke mit ihren rauchenden Schloten. 10 Kilometer später erreichten wir Mauthausen - ein Ort mit spezieller Geschichte im Dritten Reich als KZ-Standort. Schlusspunkt des Tages war der Yachthafen Au. Leider konnten die Boote nicht über Nacht im Wasser bleiben. So mussten diese in einer gut abgestimmten Teamarbeit durch eine Hecke hindurchgereicht werden um sich nachts zu erholen. Das taten die Ruderer auch, insbesondere nachdem sie die Zelte aufgebaut und den köstlichen Schweinebraten genossen hatten.
Am nächsten Morgen gab es das Frühstück, mit den gewohnt frischen Brötchen, unter freiem Himmel. Die Boote wurden wieder zurück ins Wasser gewuchtet. Dann ging es bei bestem Wetter einschließlich Sonne los. 2 Stunden später war der Beginn des Strudengaus erreicht. Hier befindet sich der "Hößgang" in dem nach einer Signalanlage ein Rechtsfahrgebot gilt. Für 3 km ist die Begegnung mit der Schifffahrt zu vermeiden. Das hatten wir bestens im Griff. Aber es wurde windig, nass von oben und kalt. Trotzdem strebten die 2 Boote unverdrossen vorbei an der Ruine Werfenstein, eine Burg, die im Nibelungenlied genannt wird und Krimhilds Mutter Ute gehörte, nach Struden, wo der Landdienst schirmwinkend mit dem Mittagessen wartete. Nun versuchten die Ruderer, die sich fast eine Stunde nur durch kräftiges Rudern warm halten konnten (arme Steuerleute!) trocken zu legen. Gott sei Dank war das Gepäck mit den trockenen Kleidern in den anwesenden Fahrzeugen. In Struden hatte ein „Medizinmann/Schamane“ eine Praxis, die den hier reichlich vorzufindenden Granit als Geschäftsgrundlage nutzte. Als Werbung stand in großen Lettern an der Wand seines Hauses:
Granit fördert jede Form der gesunden Kooperation
Bei bestehenden Konflikten erleichtert Granit die lösungsorientierte Zusammenarbeit
Granit hilft dir dich auf das Wesentliche in deinem Leben zu konzentrieren und auch bei starkem Gegenwind auf Kurs zu bleiben (Auch wenn es darum geht Dinge zum Abschluss zu bringen)
Vielleicht hat er ja Recht? Darüber lässt sich doch mal nachdenken!
Kaum wieder bei Trockenheit losgerudert, befanden wir uns auch schon in Niederösterreich. An der Staustufe Ybbs gab es flussabwärts Kunst am Bau und wir wurden dadurch darauf aufmerksam gemacht, dass wir nun ins "Nibelungengau" eintreten - also eine historische Gegend des Zuges der Burgunder nach Ungarn. Der Zug war in Beton gegossen.
Es ging fast wie daheim am Neckar vorbei an Marbach und der Wallfahrtskirche Maria Taferl auf der Höhe. Für die Übernachtung hatten wir das Bootshaus des Union Rudervereins Pöchlarn ausgesucht und angesteuert. Es liegt - wie unseres zuhause - hinter einem Damm. Auf dessen Krone spricht einen überraschend Hagen von Tronje auf dem Weg zum Ruderverein an. Verschiedenen Teilnehmern fuhr der Schrecken in die Glieder. Die nassen Klamotten wurden bereits vom Landdienst in der Sonne zum Trocknen ausgelegt. Anhand des Gästebuchs wurde festgestellt, dass der RVE schon einmal da war und es wurde ein erheblicher Druck aufgebaut um einen Teamkollegen zu einem abermaligen Eintrag zu motivieren. Das Werk wurde im Anschluss von allen ohne zu murren unterschrieben. Kein Wunder, denn der vorzügliche Gulasch beglückte die Truppe und sorgte für völlige Zufriedenheit.
Für die Übernachtung und das Frühstück durften wir das Bootshaus in vollem Umfang nutzen. Interessant waren insbesondere die Barhocker, deren Sitzfläche aus einem Rollsitz bestand.
Nach dem Frühstück mussten die Boote wieder an Hagen von Tronje vorbei ins Wasser. Der Herr war uns gnädig! So konnten wir uns bis zur Umtragestelle der Staustufe Melk warmrudern. Die war gar ein Kilometer vor der Schleuse. Danach ging es vorbei am Schlößchen Luberegg, einst Sommerresidenz von Kaiser Franz I, sowie an der prachtvollen barocken Benediktinerabtei Melk - natürlich mit vielen Flusskreuzfahtschiffen davor. Kaum war dieses Erlebnis verkraftet, mussten wir uns wegen „ Kühen und Kälbern“ im Fluss links halten. Wir waren am "Tor zur Wachau". Dort fallen flussseitig rechts Kuh- und Kalbfelsen in die Donau, die für Untiefen sorgen. Die Wachau war und ist ein Highlight von 36 Kilometern. Sie steht für Wald, Wasser und Wain. Außerdem gibt es mehrere hin- und herpendelnde Ausflugschiffe, die mit sehr hohen Heckwellen jeden Ruderer beeindrucken müssen. Beeindruckend ist aber auch der Felsabsturz Teufelsmauer, das Weinanbaugebiet Spitz, die Orte St. Lorenz, Weißenkirchen, Dürnstein mit seinem barocken Turm und der Ruine sowie Rossatz mit Schloss und Nepomuk-Statue von 1721. Beeindruckt war auch der Steuermann in einem Boot, so dass er es nur mit Hilfe der Mannschaft noch hinbekam die Kollision mit einer Boje zu vermeiden. Eine halbe Stunde später war Mittagspause auf dem sonnigen Balkon des Steiner Ruder-Clubs, der uns extra seine Mauern öffnete.
Am Nachmittag waren 39 km zu rudern und einmal an der Staustufe Altenwörth umzutragen. Unterwegs ging es am Goldwascher vorbei - leider ohne "Beute"!
Der Landdienst hatte nun, weil das Navi die neue Autobahn nicht kannte, Mühe ohne Pickerl zum Tullner Ruderverein zu kommen. Nach dem Erwerb derselben wurde auch diese Herausforderung samt dem Einkauf bewältigt. Beim Einkauf haben wir an der Wursttheke neben anderen guten Produkten 1250 Gramm Kochschinken geordert. Ungläubig wurde dieser aufgeschnitten und mit der weltberühmten Frage abgewogen, darfs ein bisschen mehr sein? Natürlich! Damit stand der gehörigen Portion Schinkennudeln nichts mehr im Weg. Außerdem haben wir – und das muss wirklich hervorgehoben werden – von den kleinen Wasserflaschen das Lager leergekauft.
Ein einheimischer Ruderkamerad öffnete uns das Haus und leistete uns während des Wartens gerne einige Zeit Gesellschaft . Dabei erfuhren wir bereits Anfang September, dass die Österreicher meinen, Deutschland hätte die Flüchtlinge eingeladen. Das Haus war vorrangig zu lüften, da ein Kanonenofen samt Asche die dazu passende Duftmischung zur Raumluft beisteuerte. Ansonsten wurde der Steg noch durch ein Schwanennest mit 3 Jungschwänen bereichert. Die Vögel waren erfreulicherweise an den Ruderbetrieb gewöhnt und wichen lieber aus statt anzugreifen. Unsere sich tapfer vorwärts kämpfenden Wanderruderer kamen bemitleidenswerterweise erst bei hereinbrechender Dunkelheit nach 20 Uhr an.
Für das Abendessen, die Übernachtung und das Frühstück durften wir auch hier das Bootshaus mit seiner überdachten Terrasse in Beschlag nehmen.
Von morgendlichen Aktivitäten wunderbar geborgen erwarteten wir getrost was am letzten Tag kommen mag. Beim Einsetzen der Boote holte uns bereits die Weltpolitik ein. Tulln war Teil der Balkanroute. Eine Gruppe von ca. 20 Flüchtlingen fragte ausgerechnet uns am Bootssteg nach dem Weg zum Bahnhof. Wir Ortsunkundigen schickten sie in die für sie nicht richtige Richtung. Unbewusst. Nachdem die Schwäne auch gewichen waren, konnte das Einsetzen routiniert ablaufen, und zum ersten Mal auf dieser Fahrt ging es 30 Minuten vor dem geplanten Start aufs Wasser. Bis zum Ziel waren es nur knapp 35 km. Eine gute Stunde nachdem wir die geschichtsreiche Stadt Tulln, die auf die Römersiedlung Comagenis zurückgeht, hinter uns gelassen hatten, näherten wir uns unserer letzten Umtragestelle an der Staustufe Greifenstein. Hier war nicht nur in den Altarm zu wechseln, sondern nach 2 km musste sogar noch von einem Altarmteil in einen weiteren Teil umgesetzt werden. Erst danach mündete dieser wieder in den Fluss. Nun war an der Bebauung an beiden Ufern deutlich zu erkennen, dass es auf die Großstadt unserer Sehnsucht zuging. Wir hatten auf den letzten 10 km den Korneuburger Ruderverein Alemania, den Wiener Ruderclub "Pirat", sowie den Klosterneuburger Ruderverein "Normannen" zu verschmähen um an "unseren" beliebten Ruderverein DONAUHORT in Wien-Nußdorf am Sporn anzulanden. 500 Meter vorher hatten wir tatsächlich auch die Landesgrenze zwischen Niederösterrich und dem Land Wien ohne besonderen Vorkommnisse und Kontrollen überrudert. Nun hatten wir uns das Vesper verdientermaßen errudert. Nach dessen Genuss wurden die Boote gereinigt und der Bootsanhänger für die Rückreise am nächsten Tag beladen. Zwei Individuen nutzen danach die Gunst der "Stunde" und fuhren vom naheliegenden Bahnhof mit der Bahn in die Stadt. Andere erholten sich bzw. kochten die berühmte Portion Spagetti zum Abschluss. Zu diesem exzellenten Mahl konnten wir die anwesende Künstlerin des gastgebenden Vereins freundlichst einladen. Sie hatte uns vorher mit Werken in weiß erfreut.
Nach der Übernachtung im Bootshaus bzw. dem überdachten Sitzplatz frühstückten wir am nächsten Morgen in der Küche des Vereins und verließen erfreulicherweise noch vor 9 Uhr das Vereinsgelände. Da eine neue Autobahn nach Westen zur Verfügung stand, gelangte man erst in St. Pölten auf die Autobahn A1. Mit einem Mittagessen im Autohof in Deggendorf wurde die problemlose Heimfahrt gekrönt (übrigens wurde 2 Tage nach unserer Fahrt über die Grenze an selbiger Grenzkontrollen mit stundenlangen Wartezeiten eingeführt).
Sofort nach unserem Eintreffen im RVE wurde das Material wieder aufgeräumt und die Zelte zum Trocknen aufgebaut. Abschließend vermeldete der Kassierer erfreut, dass wir mit dem Geld für Vollpension (all you can eat), Fahrt und Rudern ausgekommen sind. Das hat die Teilnehmer natürlich hoch erfreut und dem Abschlussbier das gewisse Extra gegeben.
Die offene Wunde am Schienbein eines Ruderers – zugezogen beim Umsetzen am letzten Tag im verdreckten Unterwasser einer Schleuse - entzündete sich nach der Fahrt doch noch erheblich und benötigte für die Heilung bis Weihnachten. Der verletzte Finger funktioniert auch wieder und sieht gut aus. Und der Kollege, der Polizeikontakt in Aschach hatte, hat im Herbst auch mehrfach Post bekommen. Erfreulicherweise ist das Strafverfahren inzwischen auch beendet.
Abschließend noch ein großes Dankeschön für die Vorbereitung durch die Fahrtenleitung, die kurzfristig wegen Komplikationen mit französischen Behörden von der Seine auf die Donau umstellen musste.
Unsere Novizinnen waren auch zufrieden und bemerkten
- die logistischen Erfahrungswerte der Reisetruppe sind in positiver Art und Weise hervorzuheben sowie
- es sei mit diesen männlichen Wesen auszuhalten und deshalb Wiederholung erwünscht.
Alles in Allem: Die Wanderfahrt war wieder eine gelungene Werbung für den Rudersport. Dabei sein ist alles! Können wir uns dazu vom 2. bis 10. September 2016 wieder sehen?