Kulturwanderfahrt 2017 Esslingen-Mannheim
Wir starten in Esslingen am Montag 22.05.2017 bei Sonnenschein mit Engel und Idealist, nachdem der Staffelsteiger auf den Anhänger geladen wurde. Am Mittwochabend werden Hans-Jürgen, Melanie und Anna dazustoßen. Es liegen vor der detaillierte Fahrtplan sowie ein beeindruckender Besetzungsplan für die Boote und den Landdienst. Wir teilen uns 2 Schleusen mit einem Frachter und kommen zum Mittagsvesper in Bad Cannstatt an. Danach geht’s weiter nach Marbach, wo wir im schönsten Ruderhaus der Wanderfahrt unser Quartier beziehen und dann im Biergarten am Neckar gemütlich zu Abend zu essen.
Gestärkt werden wir von Steffen durch die Schillerstadt Marbach geführt. Umgeben von Weinbergen, mit vielen Fachwerkhäusern und engen Gassen, liegt die Stadt oberhalb vom Neckar. Berühmte Marbacher sind der hier geborene Friedrich Schiller und der Kartograph und Mathematiker Tobias Mayer, deren Geburtshäuser wir von außen besichtigen. Am 1955 gegründeten deutschen Literaturarchiv kommen wir ebenfalls vorbei. Es ist ein weltweit bekanntes Zentrum für die Sammlung, Erschließung und Erforschung deutscher Literatur. Gegen Ende der Stadtführung kommen wir an der einzigen kleinen privaten Brauerei Marbachs vorbei, durch die uns der begeisterte Inhaber führt. Die Nacht wird interessant. Um 2.30 Uhr werden die Getränke auf einer Ameise® einmal durch die gesamte Bootshalle für den Biergarten angeliefert, sehr zur Freude der Übernachtenden im Bootshaus. Um kurz vor 5.30 Uhr treffen die Schüler des Schillergymnasiums zum Achter-Training ein. Dies wiederum geschieht so leise, dass man es fast nicht bemerkte.
Mit einer Sammelleidenschaft ausgestatteter Brauer hat sein eigenes Museum eingerichtet
So sind wir um 8.00 Uhr abfahrbereit und kommen auf einem sehr schönen Neckarabschnitt trotz Verzögerungen in den Schleusen fast pünktlich in Lauffen an. Vom Landdienst werden wir mit belegten Brötchen bewirtet und nach einer kurzen Dusche geht es schon weiter zur AKWBesichtigung in Neckarwestheim. Hier kommt auch Rainer Kofink dazu, der uns heute Gesellschaft leistet. Es ist extrem heiß im AKW und im Maschinenraum auch unerträglich laut. Im Reaktorgebäude können wir die Brennstäbe im 10m tiefen Wasser anschauen und werden mehrfach auf Radioaktivität untersucht. Wir erfahren Vieles über die Geschichte und Zukunft des AKWs. Fotografieren ist nicht erlaubt, Bilder von uns in dieser typischen Sicherheitskleidung im AKW gibt es leider keine. Sorgen bezüglich Radioaktivität brauchen wir uns so aber keine zu machen, denn die mitgeführten Dosimeter zur Messung der Strahlenbelastung zeigen am Schluss bei allen nichts an.
Anschließend fahren wir zur Felsengartenkellerei Besigheim. Da wir wohl einen etwas abgekämpften Eindruck machen werden wir im gemütlich eingerichteten Planwagen, ausgestattet mit Wasser und Trollinger, vom Traktor durch die Weinberge gezogen und laufen selbst nur ein kurzes Stück durch die Hessigheimer Felsengärten, mit einem wunderschönen Ausblick auf den Neckar. Danach geht es im Wagen zurück zur Kellerei, wo wir zunächst eine Führung mit Besichtigung des Flaschenlagers, der Holz- und Stahlfässer haben und danach eine Weinprobe mit leckerem Vesper. In Lauffen übernachten wir im Bootshaus und genießen am nächsten Morgen bei Sonnenschein das Frühstück mit Blick auf den Neckar, sehr idyllisch. Ralf sorgt mal wieder für Brötchen.
Ein Glück, dass wir nicht auch noch durch die Weinberge laufen mussten.
Das nächste Ziel ist Bad Wimpfen. Im Idealist werden öfter die Plätze gewechselt, einmal auch in der Schleuse, als bereits das Wasser abgelassen wird und die Leiterstufen zunehmend glitschig werden. Steffen meistert diese Herausforderung vor laufenden Kameras. In Bad Wimpfen geht es zunächst nach einer feinen Vesper auf den Berg zur Stadtführung. Wir hören über die Zeit der Stadt als Kaiserpfalz während der Stauferzeit und lernen die Gebäude, die in der Stauferzeit errichtet wurden, an ihren Rundbögen zu erkennen. Mit dem Ende der Stauferzeit wird Bad Wimpfen 1250 freie Reichsstadt. Im 30jährigen Krieg findet vor der Stadt eine der großen Schlachten statt, in der der kaiserliche Generalissimus Tilly den Markgrafen von Baden besiegt. 1830 kommt Bad Wimpfen nach den napoleonischen Kriegen zu Hessen. Erst im Jahr 1952 erfolgt, nach einer Volksbefragung, der feierliche Anschluss an Baden-Württemberg. Durch eine steuerliche Begünstigung wurde von 1976-2016 eine flächendeckende Sanierung im gesamten Altstadtbereich durchgeführt mit beeindruckendem Ergebnis und entsprechenden Auswirkungen auf den Tourismus. Im Sommer werden hier teilweise 40 Stadtführungen täglich durchgeführt. Anschließend erhielten wir noch eine Führung in der Ritterstiftskirche St. Peter zu Wimpfen im Tal, mit teilweise wunderschön verzierten Steinkapitellen im Kreuzgang. Wieder hatten wir eine engagierte Stadtführerin. Nach all den kulturellen Höhepunkten rudern wir ganz gemütlich nach Hassmersheim und werden am provisorischen Steg vom Landdienst und den Nachzüglern aus Esslingen empfangen und beziehen das Hotel Adler-Lamm, in dem wir auch gepflegt zu Abend essen.
Eine Stadtführung durch Bad Wimpfen lohnt sich immer.
Am nächsten Morgen müssen wir nicht selbst fürs Frühstück sorgen, sondern dürfen uns am Frühstücks Büfett bedienen. Danach besuchen wir im ehemals "größten Schifferdorf Süddeutschlands" das Schifffahrtsmuseum. Der Ort Hassmersheim hatte seit alter Zeit eine führende Stelle im Neckarschifffahrtsgewerbe. Wir werden sehr ausführlich über die verschiedenen Arten der Schifffahrt, vom Einbaum über die Flößerei, über Treidelschifffahrt, Kettenschifffahrt, Dampfschifffahrt und Schleppschifffahrt bis zu den heutigen dieselbetriebenen Frachtern informiert und können uns danach viele detailgetreue Modelle anschauen.
Anschließend fahren wir mit unseren Bussen zur KZ-Gedenkstätte Neckarelz. Beim Planen des Kulturprogramms ist Ralf auf einen Goldfischpfad gestoßen. Hinter dem Tarnnamen „Goldfisch“ steht das vom Großraum Berlin an den Neckar verlagerte Daimler-Benz-Motorenwerk. Diese größte deutsche Flugzeugmotorenfabrik wurde nach einem Luftangriff im März 1944 fast vollständig unter die Erde in die Gipsgrube Obrigheim transportiert und dort neu aufgebaut. Die Arbeitskräfte für Aus- und Umbau der Stollenanlage holte die SS aus den Konzentrationslager, die ersten 500 Mann wurden in der Volksschule in Neckarelz untergebracht, es entstand das KZ Neckarelz, als Außenstelle des KZ Natzweiler in den Vogesen. In der verlagerten Fabrik wurden nie funktionstüchtige Flugzeugmotoren fertiggestellt. Bis heute wird in den Bergen am Neckarufer Gips abgebaut. Nach der interessanten Führung fahren wir zurück nach Hassmersheim und starten mit jetzt 3 Booten nach Eberbach. In Rockenau dürfen wir die Schleuse mit Umsetzwagen passieren. Der Schleusenwärter schleust uns nicht mit der Begründung, dass ein Bootswagen zur Verfügung steht. Später stellt sich heraus, dass er auf einen Frachter gewartet hat. In Eberbach beziehen wir die schmuddeligste Bootshalle, das Essen abends im Restaurant weckt auch keine Begeisterung.
Auch das Umtragen / -fahren an der Schleuse haben wir trotz großer Hitze gut überstanden. Schneller waren wir allemal.
Am Morgen werden wir wieder mit Brötchen verwöhnt und genießen das Frühstück bei Sonnenschein am Neckar. Danach folgt die Besichtigung der Bootswerft Empacher. Wir werden über die Entwicklung des Ruderbootbaus informiert. Dazu ein paar Jahreszahlen. 1952 wurde der erste Renn-Gig-Achter in Klinkerbauweise hergestellt, 1953 das erste Rennboot aus Sperrholz. 1968 gewann Jochen Meißner mit einem formverleimten Holzrennboot aus Zedernholz in Mexiko olympisches Silber im Einer. Danach nahm der Verkauf der Empacher-Boote stark zu. Ab 1955 wurde mit Kunststoff experimentiert, das erste renntaugliche Kunststoffboot in Sandwichbauweise, der Bodensee-Vierer mit Steuermann, gewann die Goldmedaille 1972 in München. Seit 1976 wurden etwa die gleiche Menge Holz- und Kunststoffboote gebaut, aber erst seit 1983 war der Kunststoffbootsbau kostendeckend. Mittlerweile werden nur noch Kunststoffboote für den Rennbereich hergestellt. Dabei werden die Boote von Empacher an die Athleten individuell angepasst und verkauft, während die Konkurrenz die Boote kostenlos zur Verfügung stellt. Also muss höchste Qualität geliefert werden. Ein interessantes Detail ist auch, dass bei Empacher als erste Bootsschicht der Lack in der Form aufgebracht wird und das helle Gelb als Bootsfarbe hat sich durchgesetzt, da es mit wenig Pigment auskommt und dadurch weniger Gewicht hat.
Hier war das fotografieren noch erlaubt, im Hochtech Bereich wäre dies unter "Betriebsspionage" gefallen
Nach der Besichtigung steigen wir in unsere Boote, nicht so gelb und glänzend aber doch sehr solide und treu, und rudern nach Heidelberg. In der Vierburgenstadt Neckarsteinach dem südlichsten Teil Hessens wechselt der Landdienst und ab jetzt rudern „4 Engel für Hanse“. Sehr nette Bootsbesetzung. Daneben ist unser Film Boot mit Wolfram zu erwähnen, dass das Einlaufen in Heidelberg dokumentiert. Wir beziehen das im Jahr 2000 erbaute 9. Heidelberger Ruderhaus, wo wir im Kraftraum übernachten dürfen. Nach einer kleinen Stärkung im Biergarten am Neckar führt uns ein Freund von Bernhard über den Philosophenweg, mit wunderschönem Ausblick auf die Altstadt und das Schloss, die Wolfsgasse und die alte Brücke in die Altstadt. Dort kehren wir in einem sehr schönen Lokal ein, in dem wir zum Abendessen mit verschiedenen Volksliedern und Schlagern vom Klavierspieler live unterhalten werden.
Vorbei geht es durch den Odenwald an vielen Burgen in Richtung Heidelberg.
Am Samstag rudert der Engel, nach Frühstück im Regattazelt, bis zur Neckarmündung. Die übrige Mannschaft verbringt den Vormittag in Heidelberg, riggert Idealist und Staffelsteiger ab und schaut bei der Heidelberg-Regatta zu, bei der viele Mitglieder aus Esslingen und Tübingen teilnehmen. Nachdem der Engel gut in Mannheim gelandet ist fahren wir gemeinsam zurück nach Esslingen. Die Boote werden geputzt und aufgeräumt und dann ist die sehr gelungene Wanderfahrt zu Ende.
Vielen Dank an Alle, die sich in den verschiedenen Bereichen engagiert haben. Es hat alles perfekt geklappt und natürlich hatten wir auch unglaubliches Glück mit dem Wetter.
Bericht: Ulrike
Bilder: Annette,Georg und Wolfram
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