Neckarpokal 2022 – Restart nach 4 Jahren Pause
Der Neckarpokal hat immer noch seinen Reiz. So fassten wir den Entschluss nach 4 Jahren Pause wieder einmal die Strecke von Esslingen nach Mannheim in Angriff zu nehmen. Wir sind Elke, Hans-Jürgen, Martin und Frank. Martin ist nach seiner letzten Fahrt im Jahr 1987 wieder mit dabei und Frieder begleitet uns mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Mannheim. Albrecht fällt kurz vor dem Start leider aus und begleitet uns aus der Ferne gedanklich mit.
Um es dem Landdienst einfacher zu machen bringen Hans-Jürgen und Brigitte den Anhänger bereits 2 Tage vor dem Start zu Kammerschleuse nach Mannheim.
Am Freitag 30.09.2022 dann die letzten Vorbereitungen im RVE. Boot inklusive Zubehör vorbereiten und auf den Wagen legen. Nach einer Stunde ist es geschafft. Der Dreier „Idealist“ liegt umgebaut zum gesteuerten Zweier auf dem Transportwagen bereit. Alle sind motiviert und hoffen, dass die Wettervorhersage nur zu 50% eintrifft. Wir möchten ja nicht übertreiben.
Es ist Samstag der 01.10.2022, 6:30 Uhr und noch dunkel. Schnell ist das Gepäck im Auto verstaut und die letzten Instruktionen an den Landdienst sind gemacht. Der Startschuss fällt um 06:56 Uhr. Mögen die Blasen an den Händen kommen! Es ist trocken und an der Schleusenbrücke von Oberesslingen zeigt sich zum ersten Mal die Sonne am Himmel. Ein kurzes Schauspiel denn bereits im Stuttgarter Hafen fallen die ersten Tropfen und die Regenbekleidung kommt zum Einsatz. Immerhin durften wir eine Stunde lang im trockenen Rudern.
Kurz nach 09:00 Uhr der erste Schleusenvorgang in Bad Canstatt. Leider ist die Sportbootschleuse immer noch gesperrt und so werden alte Umtrage-Geschichten während des Schleusenvorganges zum Besten gegeben. Jede Fahrt hat so seine Besonderheiten. Schleuse für Schleuse geht es weiter und der Regen wird zum festen Bestandteil dieses Tages. Zum Glück sind wir gut vorbereitet und auch der Steuerplatz wird mittels einer Rollerdecke (lieben Dank an Karin) aufgewertet. In Pleidesheim dann die erste kleine Panne – der Landdienst kommt zu spät und die Mannschaft tauscht flexibel die Plätze. Dies sollte nicht die letzte Herausforderung dieser Art gewesen sein. Um 15:45 Uhr erreichen wir nach 60km die letzte Schleuse für den heutigen Tag. Es hat aufgehört zu Regen und dafür hat der Wind aufgefrischt. Es gibt Rückenwind – für Ruderer leider die falsche Richtung. Kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Noch 11km bis Lauffen und 2,5 Stunden bis zum Essen im Dächle. Der krönende Abschluss von Tag 1.
Nach 10 Stunden und 6 Minuten ist das Ziel erreicht. Zur gleichen Zeit trifft auch Frieder mit dem Fahrrad ein – perfektes Timing. Von Bad Godesberg liegen bereits zwei Boote da. Aufgrund der Wettervorhersage erfolgt die Weiterfahrt jedoch erst am Montag. So geht es auch. Für uns heißt es dennoch Betten aufbauen, warm – heute besser heiß duschen, und los zum Essen. Das Dächle ist in den letzten Jahren zu unserem Stammlokal geworden. Da passt einfach alles.
Zurück im Ruderverein gibt es noch einen Absacker und es wird gewettet ob die Kleidung bis Morgen trocken wird. Nach dem anstrengenden Tag jeder freut sich auf den warmen Schlafsack. 22:30 Uhr und das Licht geht aus. Gegen 02:15 Uhr weckt uns der Regen – gefühlt läuft das Boot vor der Halle bis zum Rand voll. Kein gutes Gefühl um weiter entspannt zu schlafen.
Es ist Sonntag und der Wecker klingelt. 06:30 Uhr und draußen es ist immer noch dunkel. Schlimmer noch ist, dass es wieder oder immer noch regnet. Die Ruderkleidung ist nicht richtig trocken geworden und wir haben die Wahl: Rein in die nassen Sachen oder doch schon die Tasche nach den trockenen Shirts und Hosen greifen. Wer weiß wie der heutige Tag verläuft.
Der Start nach Plan ist um 08:15 Uhr. Aufgrund der Baustelle in Lauffen ist ein Umtragen des Bootes nicht möglich. Ein kurzer Anruf an der Schleuse und es heißt „Kommt rein – ich schalte um auf grün“. Perfekter Start, abgesehen vom Wetter, in den Tag. In Horkheim ist der Steg überflutet und nasse Füße sind nicht zu vermeiden. In Heilbronn ist die Umtragestelle gesperrt und dann bremst uns auch noch ein Fahrgastschiff an der Schleuse aus. Wir ziehen uns unter die Brücke 500m vor der Schleuse zurück. Dort lauschen wir dem Rhythmus einer Aerobic-Gruppe die ihr Programm durchzieht und halten einen kurzen Plausch mit dem Heilbronner Trainer im Motorboot. Drei Ruderer sind trotz des Wetters am Trainieren. Über eine Stunde kostet uns diese Aktion. Wenigstens saßen wir im trockenen. Es geht weiter durch den Hafen bis zur Einfahrt in den Kanal nach Kochendorf. In Kochendorf haben wir auf der Neckar-Trimmfahrt eine Umtragemöglichkeit ausfindig gemacht. Immer gut für den Fall der Fälle. An der Schleuse angekommen legen wir für den Mannschaftswechsel an der Spundwand an. Gerade als sich Hans-Jürgen auf den weg zur Leiter macht ertönt die Stimme aus dem Lautsprecher: Wenn das Ruderboot schleusen möchte, dann bitte jetzt einfahren“. Noch eine kurze Instruktion an Elke: Dann fahre zum Yachtclub, wir wechseln dort, es ist ja nur 1km weiter. Während dem Schleusen dich der Anruf: Der Weg ist gesperrt – Baustelle“. Wow, ist ganz Baden-Württemberg eine Baustelle? Kurzfristig wird der Wechselpunkt an eine 3m hohe Leiter verlegt. Nicht ganz einfach mit den schweren und nassen Klamotten da hoch und runter zu kommen. Es klappt und es geht weiter. Den Plan das Boot an der Schleuse Hirschhorn abzulegen haben wir nun endgültig aufgegeben. In Eberbach wird Schluss sein und die 10km machen wir am nächsten Tag. Der Regen ist stark und zeitweise auch stärker. Denen die rudern macht das weniger aus. Der Steuerplatz wird zum „Worst Case“. Währenddessen freut sich der Landdienst. Die Sitzheizung läuft auf höchster Stufe und die Heizung steht auf mind. 26°C oder „HI“. Unterwegs sehen wir regelmäßig Frieder mit dem Fahrrad vorbeifahren. Nach fast 10 Stunden im Dauerregen ist der Steg in Eberbach erreicht. Jetzt haben wir es geschafft – am Montag soll es schön werden.
Montag 06:30 Uhr und wieder heißt es aufstehen. Die Klamotten sind so nass wie am Abend zuvor. Der ein oder andere muss notgedrungen die nassen Sachen anziehen. Am Körper trockenen sie ja auch am schnellsten. Außerdem soll die Sonne scheinen. Alles klappt wunderbar und um 08:15 Uhr setzt sich das Boot in Bewegung. Heute mit merklich mehr Strömung und spiegelglattem Wasser. Leichter Dunst auf dem Wasser und ab und zu dringt die Sonne durch den Nebel. So macht es Spaß.
In Hirschhorn ist die Brücke über den Neckar gesperrt und der Landdienst steht vor der nächsten Herausforderung. Geht das immer so weiter? In Neckarsteinach angekommen hat sich der Nebel endgültig verzogen und die Sonne schein von einem blauen Himmel herab. Das rudern in kurzen Hosen ist angesagt. Was für ein Unterschied zu gestern. Mit Schlagzahl 19 und 2:30min auf 500m gleitet das Boot weiter Richtung Ziel. Kurz vor Neckargmünd nimmt der Frachter Verkehr deutlich zu und das Wasser wird kappelig. In Heidelberg steuern wir auf die Umtragestelle zu. Diese ist von einer Schwan Familie belegt die sich nur widerwillig und mit lautem Fauchen vertreiben lässt. Im Unterwasser angekommen erwartet uns erneut ein überfluteter Steg. Socken und Schuhe ausziehen oder doch wieder komplett ins Wasser steigen. Mit Mühe schaffen es das Boot zu halten und schließlich einzusteigen. Ruck zuck treibt uns die Strömung voran. Nach Heilbronn treffen wir hier die nächsten Ruderer. Entspannt geht es in den Schwabenheimer Kanal wo uns unter der Autobahnbrücke der Landdienst erwartet. Die wohl schönste Umtragestelle des Neckars liegt vor uns. Der Wechsel vom Kanal in den Altarm kann nicht gegensätzlicher ausfallen.
Bis zum Feudenheimer Kanal gibt es noch 5 landschaftlich schöne Kilometer. Bei Km 8 gibt es eine Möglichkeit erneut vom Kanal in den Altarm zu wechseln. Die Vorfreude auf die Strömung wird 100m vor der Einsetzstelle bestätigt. Umso größer der Schock bei der Ankunft am Wasser. Zwei überdimensional großer Verbotsschilder verbieten die Weiterfahrt. Ein Anruf bei der Schleuse bestätigte die Befürchtung. Der Altarm wird renaturiert und ist somit gesperrt. Weiterhin werden wir nicht geschleust. Ist das Ende der Fahrt erreicht – ohne KM 0? Bis zur MaRuBa sind es ca. 3km zu Fuß. Den Anhänger holen und das Boot aufladen verwerfen wir sofort. Also bleibt der Fußweg übrig. Ans Boot und Abmarsch. Bei der MaRuBa wir das Boot ins Wasser gesetzt und die 5km in Angriff genommen. Geschafft- um 15:55 Uhr erreichen wir nach 27 Stunden den KM0. In Summe haben die Teilnehmer bisher 61-mal die Strecke zurückgelegt. Jede Fahrt hatte ihre Besonderheiten. In 2022 waren es die Baustellen und der Regen und der Wille es zu schaffen.
Bericht und Bilder: Frank Maschkiwitz