Neckarwanderfahrt September 2019
Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Vorarbeit selbst eine doch vergleichsweise kleine Wanderfahrt von drei Tagen erfordert.
Bereits am Mittwoch haben Melanie und Frank den Bootsanhänger nach Neckarelz gebracht. Am Donnerstag begannen Ulrike, Albrecht und Marcus, die Boote E. Engel und Straffelsteiger für die Wanderfahrt vorzubereiten. Während Annette und Frank noch Ruderkurs gaben, kaufte Melanie all die leckeren Dinge ein, die uns auf der Fahrt bei Kräften halten sollten. Später holten Elke und Ulrike das Stadtmobil in Waiblingen ab und die ersten Feldbetten wurden sogleich eingeladen.
Noch vor Sonnenaufgang, am Freitag um 6:30 Uhr fanden sich alle im Verein ein. Schnell noch Gepäck und Vesper verladen, dann ging es im ersten Morgenlicht auf die Wanderfahrt. Ganz stilecht wanderten wir mit den auf Wagen geladenen Booten bis hinter die Schleuse Esslingen. Noch bevor die ersten Ruderschläge getan waren, merkten wir, wie gut es war, Ersatzteile mitzunehmen. Bei einem Rollsitz im Staffelsteiger war der Unterwagen gebrochen. Dieser wurde schnell ausgetauscht. Das andere Problem musste bis zur Schleuse Hofen auf seine Lösung warten. In der morgendlichen Eile gab es für den Staffelsteiger drei Backbordskulls und nur ein Steuerbordskull. Frank opferte sich, die Strecke mit den zwei „roten“ Macon-Skulls zu rudern bis Anna, unser erster Landdienst, uns das Ersatzpärchen brachte.
Die ersten Kilometer waren wunderschön zu rudern, leider begann auf der Strecke bis zum Mittagessen in Marbach der Regen, der uns den ganzen Tag begleiten sollte. Insbesondere für die Steuerleute in den Booten war das eine bitterkalte Angelegenheit. Umso schöner war es, dass Albrecht uns in der Bootshalle in Marbach ein wunderbares Mittagessen mit geschnippeltem Gemüse vorbereitet hatte.
Auf der Weiterfahrt hatten wir richtiges Schleusenglück. Wir mussten nicht lange warten, um flussabwärts zu kommen, nicht zuletzt, weil Melanie als Landdienst an der Schleuse Hessigheim unsere Ankunft so wunderbar angekündigt hatte.
Besigheim sollte unser Etappenziel sein, weshalb die Mannschaft des Staffelsteigers zielstrebig die Umtragestelle ansteuerte. Die Engel-Ruderer hingegen nahmen sich einen kleinen Umweg, weil sie die Schleuse angepeilt hatten. Schließlich konnten aber beide Boote im Oberwasser an der Umtragestelle an Land gelegt werden. Die kurze Strecke zu unserem Nachtlager im Lauffener Ruderverein schafften wir mit unserem Stadtmobil.
Die Feldbetten wurden flott in der Bootshalle und im Clubraum aufgebaut und ebenso schnell musste geduscht werden. Da wir eine Stunde hinter dem Zeitplan waren, blieb für die Schönheitspflege eben etwas weniger Zeit. Schließlich wartete der reservierte Tisch im legendären Schnitzelparadies „Dächle“ auf uns. In den letzten Jahren war dieses Lokal immer fester Bestandteil des Neckarpokals. Den hervorragenden Ruf hat das „Dächle“ wirklich zurecht – nach einer Viertelstunde hatten alle acht Ruderer ihre Getränke und ihr Essen.
Zum Abschluss des Tages gab es als Absacker einen Willi, Haselnussschnaps und 1 ½ Dosen Erdnüsse.
Nach einer recht kühlen Nacht im Bootshaus begann der nächste Rudertag um 6:30 Uhr. Überpünktlich starteten sieben Ruderer und Annette als Landdienst in Richtung Heilbronn. Gleich vor der Schleuse Lauffen war dieser Zeitgewinn aber schon wieder aufgebraucht. Eine lange Wartezeit animierte die Steuerleute zu einer Gymnastikrunde, um sich warmzuhalten, da ein Umtragen hier nicht möglich ist. Zu allem Übel begann kurz vor Heilbronn wieder der Regen.
Währenddessen wartete Annette vor dem Bootshaus der Heilbronner Rudergesellschaft im Stadtmobil. Unter der Neckarbrücke, am Anlegesteg hatte sich eine Gruppe angetrunkener junger Leute versammelt, die dort ihr Unwesen trieb. Das war also kein Platz, allein ein Mittagessen aufzubauen. Glücklicherweise zogen sie sich zurück, als unsere Boote anlegten und wir konnten im Schutze der Brücke trocken unser Mittagessen genießen.
Unser Fahrtenleiter Frank hatte nun eine echte Überraschung und Besonderheit für uns: Weiter führte uns der Weg zum Wilhelmskanal. Da 1333 durch das Neckarprivileg die Heilbronner berechtigt waren, den Neckar zu sich umzuleiten, war über Jahrhunderte dieses Teilstück für den Schiffsverkehr nicht passierbar. Deshalb beauftragte 1816 Wilhelm I. den Bau eines Schleusenkanals durch Heilbronn, um die Schifffahrt bis Cannstatt zu gewährleisten. Einer der heilbronner Ruderer erzählte uns, dass wohl auch Mark Twain 1878 auf einem gecharterten Floß durch den Wilhelmskanal in Richtung Heidelberg geschippert ist. Vor den Schleusentoren kletterte Albrecht aus dem Boot und begann unter Beobachtung vieler Buga-Besucher die handbetriebene Schleuse für uns aufzukurbeln. Fein, dass er sogar noch Hilfe von zwei Herren bekam. Im Unterwasser der Schleuse wartete ein mehrteiliges Floß, das die heilbronner Stadträte zur Buga abholen sollte. Wir konnten unterdessen ohne Eintritt zu zahlen die Gartenschau durchrudern.
Wiederholte, teils heftige Schauer und ein inzwischen nicht unerheblicher Zeitrückstand durch diverse Schleusen bewegten uns, kurzfristig den Rudertag in Neckarzimmern zu beenden. Marcus als Landdienst holte uns hier bei der Schleuse ab. Unglaublich, er hatte für uns im Ruderverein Neptun Neckarelz bereits das gesamte Gepäck aus dem Stadtmobil ausgeladen, den Clubraum freigeräumt und sämtliche Feldbetten aufgestellt!!! So konnten wir uns sofort ganz genussvoll unter die warme Dusche stellen.
In der „Alten Mälzerei“ in Mosbach hatten wir einen Tisch reserviert. Auch hier speisten wir äußerst lecker, begleitet von einer lautstarken 70er-Feier im Nebenraum mit Schlagern, von einem Alleinunterhalter dargeboten. Wie bereits am Vorabend übernahm Ulrike das Steuer, um uns alle wohlbehalten zu unserer Unterkunft zurückzubringen. Auch an diesem Abend gab es einen feinen Schnaps zur guten Nacht.
Unser Fahrtenleiter Frank genehmigte uns am Sonntag ein Ausschlafen bis 7 Uhr. Bei Nebel und kühlen Temperaturen starteten wir in den dritten Tag. Die Steuerleute hatten vier bis sechs Schichten Ruderkleidung übereinander an, um sich vor einer Erkältung zu schützen. Obenauf kam eine Rettungsweste – schließlich ist man in solchen Hüllen kaum mehr schwimmfähig. Schnell kam aber tatsächlich die Sonne hinter den Wolken heraus, so dass sich zumindest die rudernde Besatzung etwas entblättern konnte. Eine traumhafte Fahrt durch den Odenwald lag vor uns. Die Schleusen Guttenbach und Rockenau durchfuhren wir fast ohne Wartezeit. Melanie hat eben einen guten Draht zu den Schleusenwärtern.
Am Ruderverein in Eberbach beendeten wir unsere Wanderfahrt. Im Schatten der Bäume servierte uns Ulrike das Mittagessen mit Blick auf den Neckar. Albrecht und Frank verabschiedeten sich schnell, um gemeinsam den Bootsanhänger aus Neckarelz abzuholen. Inzwischen riggerten Marcus und die fünf Ruderdamen Melanie, Elke, Anna, Ulrike und Annette die Boote ab, putzten alles und legten es zum Trocknen in die Sonne.
Kaum zu glauben, bei der Abfahrt vom Eberbacher Bootsplatz begann doch glatt wieder ein kleiner Regenschauer. Leider mussten wir auch in Esslingen die Boote bei leichtem Niederschlag aufriggern und aufräumen. Als eingespieltes Team lieferten Elke und Ulrike das Stadtmobil frisch geputzt in Waiblingen ab. Nach getaner Arbeit beschlossen wir diese feine Wanderfahrt mit einem Absackerbierchen im Jugendraum.
Bericht: Annette Hummel
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