Trimmfahrt auf der Weichsel
Was man für eine Trimmfahrt so alles braucht: bereits am Mittwoch vor der Abfahrt haben Magnus und Frank letzte Reparaturen an den WaFa-Booten erledigt. Der Küchenanhänger musste mit Regalen, Kühlschrank, Gasflaschen und Licht bestückt werden. Für den Trimmfahrt-Neuling Annette eine interessante Erfahrung, mit wie vielen Schrauben die pfiffigen Spezialanfertigungen im Küchenhänger transportfest montiert werden.
Freitag, 31.8.
Um 16 Uhr begann das große Aufladen und tatsächlich waren wir 20 Minuten vor der geplanten Abfahrt um 19 Uhr fertig. Am Pragsattel war schon der erste Halt: mit viel Rangieren wurden alle Reifen auf Druck gebracht. Nach Mitternacht gab es auf dem Rastplatz Auersblick bei Chemnitz eine größere Pause. Mit Ripple, Leberkäs, Senf, Brot und Bier haben wir uns für die Weiterfahrt gestärkt.
Samstag, 1.9.
Etwa 900 km von Esslingen entfernt kamen wir nach durchgefahrener Nacht um 8 Uhr auf dem Campingplatz Adam an. Hotel Eva direkt daneben, sollte die Unterkunft für Hanse und seinen Bekannten Christoph werden, der aus Kattowitz zu uns gestoßen ist. Er sollte uns einige Tage begleiten und als Pole mit seinen Sprachkenntnissen unterstützen. Mittags wurden wir von den überforderten Navigationsgeräten in den Autos kreuz und quer durch Krakau gescheucht, bevor wir einen passenden Parkplatz gefunden haben. Christoph kennt Krakau recht gut und hat uns auf einer schönen Stadtführung die Sehenswürdigkeiten Krakaus gezeigt. Vom Königsschloss Wavel an vielen schönen Kirchen und Herrschaftshäusern vorbei zum Marktplatz mit den beeindruckenden Tuchhallen und der prächtigen Marienkirche. Weiter durch die Fußgängerzone bis zum Florianstor. In weitem Bogen gingen wir unter schattigen Bäumen durch die Grünanlagen wieder zum Wavel zurück. Von dort hat man einen tollen Blick auf die Weichsel, die uns die nächste Woche begleiten sollte. Unter uns am Ufer konnten wir die Menschenmengen sehen, die den feuerspeienden Waveldrachen bewundern wollten. Anschließend hat eine Gruppe das Einkaufen, die nächste das Aufriggern und die dritte Gruppe eine Erkundungsfahrt Richtung Schleuse übernommen. Diese Schleuse sollte am nächsten Tag das erste knifflige Hindernis für uns darstellen. Einige konnten anschließend die ersten Kilometer auf der Weichsel flussaufwärts rudern. Christoph, übernahm bei einem Boot den Steuerplatz und hat diese neue Erfahrung sehr genossen. Zum Abendessen gab es herrliches Hähnchen-Curry mit Reis.
Sonntag, 2.9.
Vorbildlich früh waren wir mit unserem ersten Frühstück in Polen fertig zum Aufbruch. Da das Tor zum Steg noch abgeschlossen war, bildeten wir eine Kette und reichten Stück für Stück die Skulls über den Zaun. Rechtzeitig fand sich dann doch ein Mitarbeiter mit Schlüssel, so dass es noch vor 9 Uhr „Fuß vom Steg“ hieß. Nach kurzer Fotosession vor der Wawel konnten wir den tags zuvor begutachteten stählernen Drachen diesmal auch Feuer speien sehen. An der ersten Schleuse angekommen wollte der Schleusenwärter Dokumente sehen, die wir natürlich nicht hatten. Mit Hand und Fuß überzeugten wir ihn, uns doch zu schleusen und so durften wir kurz darauf den Sog spüren, als die Kammer gefüllt wurde. Die zweite Schleuse kurz nach der Dlubni-Mündung mussten wir umtragen. Es gibt hier seit langem so wenig Wasser, dass die Schleuse über 10 Jahre nicht mehr betätigt wurde. Im Unterwasser kommt nur ein kleines Rinnsal zustande. Zum Glück standen zur Stärkung jede Menge Apfelbäume, die der Reihe nach durchprobiert wurden.
Also die schweren Gig-Vierer über Kopf hoch über einen Zaun und dann aufrecht gestellt durch ein Eisentor hindurch. Mit dem Umsetzwagen konnten wir glücklicherweise recht nah an eine Sandbank fahren und dort ins seichte Wasser einsetzen. Mehr als 200 Meter wurden die Boote gezogen. Der Flussgrund war steinig bis sehr schlammig. Schuhe steckten plötzlich im Schlick, wurden von den Füßen gerissen. Franks Sandalen waren anschließend zerstört und Albrechts Wasserschuhe hatten fast keine Sohle mehr. Als wir endlich wieder in den Booten saßen, stellte sich heraus, dass der Schlick enorme Hafteigenschaften an Füßen und verbliebenen Schuhen besaß. Schließlich konnten wir frisch geputzt die Fahrt fortsetzen. Nun hatten wir aber starken Gegenwind mit teilweise sehr hohen Wellen. Das macht es nicht gerade einfach, zwischen den Sandbänken hindurch die richtige Fahrrinne zu finden. Und tatsächlich saß Helene Biedenbach plötzlich auf und machte schlagartig eine halbe Drehung um den Bug herum. Sie vollführte das Kunststück, etwa 500 Meter rückwärts durch die Strömung zu gondeln. Weiter ging’s bis zu einigen Stromschnellen. Man wird schon stutzig, wenn selbst der erfahrene Frank einen bedenklichen Blick und große Augen bekommt. Aber mit einigen kräftigen Schlägen und gut gesteuert war dieses Hindernis überwunden. Wohlbehalten kamen alle Boote und Ruderer zum Etappenende bei einem alten Reparaturhafen an. Hier wurden die Boote steil eine Sanddüne hinaufgetragen und gesichert. Etwa eine dreiviertel Stunde mussten wir mit den Autos zum Campingplatz zurück. Pünktlich um 19:09 Uhr gab es ein würziges Chilli con Carne, das mit großem Appetit von (fast) allen verspeist wurde. An dem Schnaps für Flusskilometer 111, Eisenbahnbrücke mit Doppeldecker und Neugewässer haben sich aber dann wieder alle beteiligt. Unter erschwerten Bedingungen mussten wir spülen: es gab nur kaltes Wasser und das auch nur aus einem der beiden Wasserhähne. Aber nach diesem Tag war es eine Kleinigkeit, dieses Problem zu lösen.
Montag, 3.9.
Wir entwickelten uns zu richtigen Frühaufstehern. Schon um 7 Uhr gab es Frühstück, dann Abbau der Zelte und um 8:45 Uhr saßen wir in den Autos, um wieder zu unseren Booten zu gelangen. Eine Stunde später legten wir schon von der Sanddüne ab. Nach 9 km kamen beeindruckende Stromschnellen mit Felsplatten, die sogar in unserem mitgeführten Gewässerkatalog erwähnt waren. Bravourös haben uns die jeweiligen Obleute durch diese knifflige Passage gesteuert. Nach 19 km war Zeit für Mittagessen zwischen Smilowice und Swimarynach. Die geplante „Anlegestelle“ lag zwischen zwei Buhnen, in die wir kunstvoll reinstreichen mussten. Der Ausstieg war nicht weniger abenteuerlich über einen Baumstamm. Im Schatten hatte der Landdienst uns bereits ein reichliches Mittagessen mit frischen Pfirsichen vorbereitet. Nachmittags waren wieder drei kleinere Stromschnellen zu meistern – inzwischen hatten wir eine gewisse Routine. Da beim Mittagessen wohl nicht nur gut gespeist wurde, mussten einige Pinkelpausen im Boot eingelegt werden. Ganz in der Nähe unserer heutigen Anlegestelle lag das Hotel, in dem wir die Nacht verbringen sollten. Bevor wir in die Zivilisation zurückkehrten, konnten wir auf dem Parkplatz noch schnell ein kühles Getränk aus unseren Vorräten zischen. Im Restaurant übersetzte Christoph uns die gesamte polnische Speisekarte. Schwierig, sich das alles zu merken, denn rudern macht bekanntlich etwas doof. So orderten die meisten einfach Menue de Suprise. Da Christoph es so sehr genossen hat, mit uns durch die Lande zu ziehen, spendierte er nach dem leckeren Essen eine Flasche Büffelgrasvodka. Anschließend trafen wir uns zu einem Abschlussbier auf der Terrasse, bevor wir in gemütliche Betten stiegen.
Dienstag, 4.9.
Kurz nach sieben Uhr war schon das Frühstück bereit. Nach polnischer Art hatten wir Auswahl zwischen Brot mit Schinken, Käse, Marmelade, Gemüse, Ei, und viel Majo oder Brot mit Würstchen, Senf, Rührei, Gemüse und Käse. Nach so herzhaftem Essen muss man doch richtig was ziehen können? Um 8:15 Uhr war Abfahrt Richtung Boote. Aber halt, hat jemand den Küchenanhänger auf dem Parkplatz auch wieder zu gemacht? Also wenden, nachschauen und Anhänger schließen. Leider hatte Wolframs Wetter-App recht behalten und es begann zu regnen. Um 9 Uhr stiegen wir in die Boote, um die nächsten 20 km im Regen zu bewältigen. Auf dem Steuerplatz kann es einem da ganz schön kalt werden.
Bei regenbewegter Wasseroberfläche ist es gar nicht so einfach, den Fluss zu „lesen“, um die Untiefen zu umsteuern. So blieb uns, aufmerksam die Außenkurve zu halten und mit dem Strom in der Kurve die Flussseite zu wechseln. Zum Glück konnten wir unser Mittagessen weitgehend ohne Regen genießen. Bei Szczucin hatte uns der Landdienst einen erhabenen Rastplatz mit Weichselblick vorbereitet. Nach der Abfahrt um 13.15 Uhr ging es mit gewohnt aufmerksamen Blicken die Wasseroberfläche nach Strömung absuchend weiter. Eine sehr flache Insel wurde ungesehen umrundet, zum Glück! Gegen 17 Uhr legten wir mit Blick auf das Kraftwerk Połaniec in einem wahren Schnakenkampfgebiet an. Durch tiefen Schlick wateten wir an Land. Niemand hatte Autan im Tagesgepäck, so dass wir schlagen und fliehen mussten. Auf der Autofahrt zum Zeltplatz mussten wir lernen, dass 20 km/h Tempoüberschreitung innerorts 100 zlt. kosten. Wagen Nummer zwei hat die Wartezeit, in der Nummer eins mit der Polizei verhandelte zu einer Trinkpause an einer Bushaltestelle genutzt. Da die gesamte Fahrzeit über eine Stunde betrug, konnten wir erst nach 19 Uhr im Dunkeln anfangen, die Zelte aufzubauen. Dank der leckeren Spaghetti Bolognese fielen fast alle um halb zehn Uhr in ein tiefes Loch. Es war der letzte Tag, den Christoph mit uns verbracht hat. Es war richtig schön, ihn als kompetente Unterstützung des Landdienstes bei uns gehabt zu haben.
Mittwoch, 5.9.
Gewohnt früh wurde um 7 Uhr zu Brötchen, Kaffee und Tee geläutet, so dass einer Abfahrt um kurz nach 8 Uhr vom Zeltplatz nichts im Wege stand. Ab 10.30 Uhr hieß es dann „in die Auslage – Los!“ mit Schwimmwesten. Das nahende Kraftwerk Polaniec mit einer „Welle“ in unbekanntem Ausmaß und diversen Warnschildern, sowie Kommentaren in der Gewässerkarte hat für ausreichend Respekt gesorgt. Dank tollem Teamwork waren wir um 11.30 Uhr bereits hinter dem Kraftwerk. Zu sehen war dort eine ordentliche Welle durch einen Schwellenpfahl! Für Ruderer gänzlich ungeeignet, mit einem Wildwasserkajak hätte man dort Spaß gehabt. Nach kurzem strategischem Überlegen wurde im Nebenwasser eingesetzt. Kurzzeitige Umfunktionierung: 2 Paddler im Schwaben und dann wurde nach und nach das Boot gefüllt, um den Tiefgang entsprechend zu kontrollieren. Mit flotten Schlägen ging es aus dem Unterwasser weiter. 2 Boote – 2 Seiten einer Sandbank und mit etwas Glück konnten wir Selbige unbeschadet umrunden. Für die Konzentration des Steuermanns gab es immer wieder plötzliche Sandbänke.
Folgende konstruktiven Kommentare samt Steigerungsformen der Rudermannschaft kamen sehr häufig beim „falschen Steuern“ und bleiben bestimmt in aller Erinnerung:
„Heckwelle!“
„Heckwelle wird größer!“
„Heckwelle überschlägt sich!“
„Erste Heckwelle überholt die zweite!“
Als Antwort vom Steuermann: „Schneller, nicht anhalten! – Ihr seid super!“
Auch ein kurzer Regenschauer konnte uns nicht aufhalten das Mittagessen dieses Mal kurz nach 13 Uhr an der Gierfähre in Baranów Sandomierski einzunehmen. Die Boote lagerten wir hier auf einem weichen Sandstrand hinter einer Buhne. Weiter ging die Fahrt um 14 Uhr. Wieder waren die Sandbänke stetige Begleiter. Zum Glück fanden wir heraus, dass die merkwürdigen Stangen im Wasser Markierungen der Fahrrinne waren. Weiß gestrichene Stecken mussten wir backbords und die Stecken mit Besenbüscheln obenauf steuerbords liegen lassen. Trotzdem mussten wir mitten im Fluss aus dem Boot aussteigen und durch wadentiefes Wasser den richtigen Weg wiederfinden. In der schönen Stadt Sandomierz mit ihrer großartigen Kathedrale und dem mittelalterlichen Schloss konnten wir an der Slipanlager der Marina anlegen. Die Boote durften diese Nacht sicher hinter einem Gitterzaun der Marina verbringen. Der Landdienst hat uns an diesem Abend einen leckeren Gemüseeintopf „Polnischer Art“ gekocht. Es wurden erste Gespräche wegen der Freundschaftswanderfahrt 2019 geführt.
Donnerstag, 6.9.
Wenn man morgens im Schlafsack aufwacht, weil ein dickes Gewitter über das Zelt zieht, denkt man doch wirklich darüber nach, den Kopf gar nicht rauszustrecken. Trotzdem wollten wir ja frühstücken. Also wurde ein Schlafzelt ausgeräumt und die Bänke und Tische dort für das Frühstück aufgestellt. Eine kuschelige Angelegenheit! Im Regen wurden die Zelte abgebaut und alles in die Fahrzeuge verladen. Nachdem in den letzten Tagen einige über Sitzbeschwerden bei gewissen Rollsitzen klagten, kam nun der Ersatzrollsitz in Aktion, was ein wohliges Pogefühl hervorrief. Trotz aller widrigen Umstände waren wir um 9:30 Uhr startklar. Es sollte die Königsetappe mit 40 km bis zum Mittag bei Slupia Nadbrzena werden. Die ersten 20 km waren eine einzige Regenfahrt. Bei prasselndem Regen ist es noch einmal schwerer, Untiefen durch die Wasserbewegung zu erkennen. Aber alles lief glatt. Trotz der langen Distanz waren die Ruderer vor dem Landdienst am vereinbarten Platz und konnten an einem sehr glitschigen „Steinsteg“ und Kiesbett anlegen. Es gab wieder frische Äpfel und Pflaumen. Ein Angler hat uns seine eigenen Früchte angepriesen. Auf dem Weg zurück zu den Booten hatte Hanse unangenehme, intensive Erfahrung mit dem Schlick auf der abschüssigen Rampe gemacht und fand sich plötzlich auf seinem Hintern wieder. An diesem Tag mussten wir die „neuen Stecken“ lernen. Nachdem am Vortag Wuschel und Stecken den Weg wiesen, waren es nun grün/weiß- und rot/weiß-gestreifte Stangen. Das Steuern war wieder richtig anspruchsvoll. Die Stangen versteckten sich gut in den Büschen und waren oft erst sehr spät zu sehen. Es zeigt sich auch, dass ein Schläfchen nach dem Mittag gefährlich sein kann, wenn man gerade steuert. (Gell, Bernhard?!) Nach einem Steuermannwechsel gab es kollektive Arbeitsverweigerung, die Folge war: falsche Seite, weitere Folge: Engstelle! Schnelle Entscheidung war gefragt: Entweder stark nach Steuerbord oder es wird arg eng! Von der Mannschaft hieß es mutig: keine Umwege! Dank der guten Einweisung der Vortage wurde vom 1. Steuermann der Trichter gefunden und es ging mit Schwung und 3 kräftigen Schlägen hindurch! Das 2. Boot folgte souverän. Beim Zuprosten nach der Großtat kam es zum Fahnenklau! Um 18:30 Uhr konnten wir an einer Fähre mit Slipanlage anlegen. Ein aufmerksamer Fährmann a. D. erlaubte uns, unsere Boote in seinem Vorgarten hinter Staketenzäunen zu lagern. An diesem Abend wollten wir in einer Ferienanlage mit Holzhütten übernachten. Auf dem Parkplatz durften wir unsere WaFa-Küche mit Bänken und Tischen aufbauen. Da gab es ein richtig leckeres „Alte-Männer-Essen“: Linsen mit Spätzle und Würschtle. Durch den feinen Duft angelockt, schaute immer wieder eine Füchsin bei uns vorbei, kam aber nicht allzu nahe.
Freitag, 7.9.
Und wieder gibt es ein frühes Frühstück um 7 Uhr und das zum Glück unter freiem Himmel ohne Regen. Der letzte Rudertag beginnt und wir merken, dass wir doch einige Erfahrung mit diesem Fluss und seinen Strömungen gesammelt haben. Ganz entspannt lassen wir uns nach dem zweiten Steuermann-Wechsel treiben. Fünf Kilometer darf die Weichsel uns mit nur geringen Ruderkorrekturen dem Ziel entgegentragen. Mittagessen gab es wieder einmal an einem Fähranleger. Anschließend sollten unsere Fahrzeuge auf der anderen Flussseite weiterfahren. Die steile Anfahrt zur kleinen Fähre war knifflig zu meistern. Damit der Hänger hinten nicht aufsetzt, mussten vier gestandene Männer auf der Deichsel ein ordentliches Gegengewicht erzeugen. Haarscharf bewegten sich die Rücklichter über den Boden hinweg. Wenn der Steuermann seiner Mannschaft erzählt: „Da spaziert einer direkt vor uns übers Wasser“ und dann auch noch darauf zuhält, dann kann das nur mit einer unfreiwilligen Pause auf einer Sandbank enden. 2 km vor Pulawy durften alle die Schuhe ausziehen und das Boot wieder flott machen. Die Einfahrt in die Marina in Pulawy war noch einmal nett. Ein Kanal führte ein paar hundert Meter flussaufwärts Richtung Hafen. Kurz vor unserem Ziel überspannte eine Bogenbrücke mit einem sehr schmalen Durchlass den Kanal. Also einige kräftige Schläge pullen, langziehen und durchschießen – geschafft! Ein freundlicher Mitarbeiter der Marina ließ uns unsere Boote mit dem Schlauch abspritzen und lieferte uns zum Putzen noch einen ganze Kiste Schwämme. Da waren die Boote, Stemmbretter, Rollsitze und Bodenplatten schnell weitgehend geputzt. Unter dem Dreck kamen leider die einen oder anderen Macken zum Vorschein, die darauf hinwiesen, dass Sandbänke nicht ausschließlich aus Sand bestehen. Um 16:45 Uhr machten wir uns auf den ersten Teil unserer langen Heimreise. Stybbi verabschiedete sich von Pulawy mit einer flotten Fahrt über eine rote Ampel, was zum Glück unbeobachtet blieb. Nach drei Stunden Fahrt wollten wir uns eigentlich zu einem Hotel für die Nacht aufmachen. Zuerst schickte uns das Navi durch die kleinsten Straßen einer Wohnsiedlung, dann mussten wir auf einer winzigen Wendeplattform umdrehen. Mit einem Bootshänger nicht die einfachste Übung. Anschließend mussten wir entdecken, dass beim Küchenhänger das Rücklicht ausgefallen war. In der Dunkelheit war der Schaden nicht zu beheben. Dieses Hotel hatte irgendwie die Hoteleinfahrt geändert, was das Navi noch nicht wusste. Daher mit hinten unbeleuchtetem Küchenhänger und Bootsgespann hinterdrein wieder auf die Schnellstraße und bei der nächsten Ausfahrt auf die Gegenrichtung. Endlich geschafft! Um 21 Uhr waren wir im Gorski Hotel. Wir bekamen zu einem leckeren, preisgünstigen Festessen (von Sparerips bis Salat) lauwarmes Bier mit Eiswürfeln und einige Kräutervodka. Zum Tageswechsel fielen alle in teils sehr harte und einige so weiche Betten, dass einer tatsächlich aus dem Bett gerugelt ist.
Samstag, 8.9.
Ein Frühstück nach kurzer Nacht, dann schnell die Taschen und Koffer in die Fahrzeuge. Das Problem mit dem Rücklicht war zum Glück schnell behoben, weil es nur ein Wackler war. Weil das Wenden in Sackgassen so nett ist, haben wir das an dem Morgen einfach gleich noch einmal gemacht. Nun stand aber der glücklichen Heimfahrt in das heimatliche Ruderrevier nichts mehr im Wege. In gewohnt routinierter Manie wurde das Equipment geputzt und vorsorglich verstaut.
Bericht: Annette Hummel und Melanie Schröer
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