Mit dem Kirchboot auf dem Neckar unterwegs – HaSen-Tour am 22. April

Unser Wanderruderwart Bernhard hatte Mitte April eine überraschende Neuigkeit für uns: Im Laufe der Woche würde das sogenannte Kirchboot, das üblicherweise nahe der Mainau beim "Wassersportzentrum - Hochschulsport Konstanz" liegt, nach Esslingen gebracht, um für eine Veranstaltung des LRVBW am Neckar verfügbar zu sein. So lange läge das Boot beim Esslinger Yachtclub, der sich in fußläufiger Entfernung vom RVE befindet, da beim Ruderverein keine Möglichkeit besteht das recht große Boot zu Wasser zu bringen. Bei rechtzeitiger Anmeldung könnten wir das Boot gerne nutzen. Die Anmeldung und den LRVBW-Obolus von 5€/Person tätigten wir noch am selben Tag.
Jetzt hatten wir noch eine Woche Zeit bis zum nächsten HaSen-Termin, uns zu organisieren. Das ist unsere dienstägliche Senioren-Ruderrunde um 9:30 Uhr, einem festen Bestandteil unserer Wochenplanung, an der immer sechs bis zehn Ruderer (HAusfrauen und SENioren) teilnehmen und wir konstant unsere 16 km auf dem Neckar abspulen. Allerdings brauchen wir für das Kirchboot deutlich mehr, nämlich 14 Ruderer plus Steuermann. Letzterer stellte sich in Person unseres 89jährigen Ehrenvorsitzenden Manfred Strutz sofort zur Verfügung. Die vor uns liegende Karwoche nutzten wir, um durch WhatsApp und E-Mail (für die Verweigerer) schließlich 13 der 14 erforderlichen Ruderer zu rekrutieren.
Glücklicherweise war für den Tag nach Ostermontag Sonnenschein vorhergesagt und alle trafen pünktlich ein, sogar unser Wanderruderwart mit dem Schlüssel zum Yachtclub, der aus gutem Grund fest verschlossen ist. Dann lernten wir, dass ein Kirchboot zwar nicht ins Wasser getragen werden muss (da lag es bereits), aber es einen erheblichen Aufwand darstellt, das Boot ruderbereit zu bekommen: Abdeckplane vom Regenwasser der Nacht befreien, Fender entfernen, Plane abdecken ohne in das Boot zu steigen (zum Glück waren gelenkige Akrobaten dabei), die 14 Riemen aus dem Boot an Land befördern, die Riemenauflagen aus dem Boot nehmen, Steuer und Flaggen (vorne und hinten) einsetzen, die nicht mit Backbord und Steuerbord gekennzeichneten Riemen richtig einlegen.
Dann durfte die Mannschaft schließlich einsteigen! Da wir nur 13 anstatt 14 Ruderer waren, blieb ein Platz unbesetzt, aber durch die recht hohe Anzahl der Ruderer, stellte sich das nicht als ein Problem heraus. Unser Steuermann übernahm gleich das Kommando (normalerweise rudern wir immer steuermannlose Boote) und gab sofort laute und deutlich Befehle, damit sie bis zum Bug zu hören sind und wir starteten die Fahrt mit unserem Kirchboot. Übrigens unterscheiden sich ein Kirchboot und eine Barke wie folgt: Während das Kirchboot 14 Ruderplätze hat, besitzt die Barke lediglich acht Stück; in der Barke ist in der Mitte ein Gang, um das Boot begehen zu können, das gibt es im Kirchboot nicht; und das Kirchboot ist deutlich wendiger, was ob seiner Größe überrascht. Übrigens hatte unser ehemaliger Wanderruderwart, der leider verstorbene Fritz Baier, bereits in den achtziger Jahren von einem Kirchboot berichtet, das er mit seiner Familie im Urlaub auf einem See in Schweden nutzen konnte. Jetzt haben wir diese Chance auch auf dem Neckar! Das von einem deutschen Bootsbauer konzipierte Boot ist etwas breiter als ein finnisches Kirchboot und sehr wendig, deshalb leicht steuerbar. Der ursprüngliche Sinn eines Kirchbootes war es übrigens, die Finnen sonntags über die Seen wohlbehalten zur Kirche und zurückzubefördern – das erklärt den Namen hinlänglich.
Wir wollen den Event natürlich angemessen dokumentieren und unsere bereitwilligen Fotografen haben sich nach dem Ablegen schnell zur nahen Dr.-Dieter-Roser-Brücke begeben, unter der wir abweichend vom eigentlichen Plan durchrudern und dabei von allen Seiten aufgenommen werden (s. Fotos). Nach der flotten Wende haben die Fotografen dann eine zweite Chance, die sie ebenfalls geschickt nutzen. Danach rudern wir unsere übliche Strecke vorbei an der Körsch-Mündung und dem Kraftwerk Altbach bis zur Schleuse in Deizisau. Das Boot läuft wirklich prima und wir genießen die außerordentliche Fahrt bei dem schönen Wetter. In Deizisau wenden wir und rudern an einem Stück zurück bis zum Ruderverein, wo wir eine kurze technische Pause machen und unseren Fotografen eine weitere Chance geben, die sie gerne nutzen.
Dann geht es durch den Neckarkanal zurück bis zum Scharfen Eck, wo unser Steuermann eine scharfe 180°-Kurve hinlegt, um dann beim Yachtclub wieder anzulegen. Wir rudern zwar deutlich weniger als normalerweise, aber durch die zeitaufwendige Vor- und Nachbereitung schaffen wir es dennoch, pünktlich zum Bier ins „Quack-Quack“ zu kommen.
Die Tour war toll und vielleicht wiederholen wir sie gleich am kommenden Dienstag, sofern das Kirchboot noch verfügbar ist.
Bericht: Olaf Remmers
Fotos: noch mehr im Fotoalbum