Schwäbische Gastfreundschaft

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Gastrudern im Ruderverein Esslingen

"Jetzt melde Dich halt mal in dem Ruderverein!" sagte mir mein Mann Gunther leicht genervt vor mittlerweile fast vier Jahren als wir, zum Familienbesuch in Esslingen weilend, über die Brücke fuhren und ich mal wieder sehnsüchtig seufzend auf den Neckar schaute und Ruderer erblickte. Ja und so tat ich wie mir geheißen und schrieb kurz vor unserem nächsten Aufenthalt im Ländle im Sommer 2014 eine Mail an den Verein. Mit einer netten Antwort von Melanie Schröer wurde ich herzlich eingeladen, zum allgemeinen Rudertraining vorbei zu schauen. So fand ich mich also –endlich - auch in meinem Urlaub im Ruderboot wieder: In einem schönen Filippi Doppelzweier mit Conny Luptowitsch. Es lief von Anfang an sehr gut! Die ersten 16 km auf dem Neckar machten viel Spaß und Lust auf mehr. 

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Wir verabredeten uns gleich noch einmal für ein paar Tage später zum Training. Als ich dann, auf Conny wartend, von einem anderen freundlichen Ruderkameraden angesprochen wurde, lernte ich weitere - sehr amüsante - Begriffe kennen. Er fragte mich: Du bist aber nicht zum Hasen-Rudern hier?" Hasen? „HaSen“ steht für das Training von Hausfrauen und Senioren. Ha ha, sowas gibt es doch nur im Ländle, oder?
Begeistert von der Gastfreundschaft kam ich in den folgenden Ferien immer wieder auf das Angebot zurück und nahm gern einen angebotenen Platz in einem der Esslinger Ruderboote ein. Ob in Gigbooten mit Halina, Annette und Doris oder im Mixed-Doppelzweier mit Annettes Mann Jörg (danke Annette fürs "verkuppeln" - Jörg und ich sind echt fix unterwegs) oder im Doppelvierer mit Jörg, Rolf und Magnus (Rolf: "So schnell war ich ja noch nie an der Schleuse."), schön war es jedes Mal.

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Das Esslinger Ruderrevier erstreckt sich auf einer Gesamtlänge von 5 km, zwischen zwei Schleusen gelegen, parallel zur Bundesstraße B10 auf dem Neckar. Die mangelnde Idylle wird jedoch ausgeglichen von den "Laborbedingungen", die dort herrschen. Während wir in Tegel zwar von der Schönheit der Landschaft verwöhnt sind, müssen wir doch, zumindest die ersten Kilometer auf dem Tegeler See, mit Wind und Wellen, Ausflugsdampfern, Schubeinheiten, Freizeitkapitänen, Seglern, Kanuten, sich selbst überschätzenden Tretbootfahrern und scheinbar taubstummen Anglern kämpfen. Der Neckar hingegen präsentierte sich in dieser Hinsicht mir gegenüber von seiner besten Seite - fast immer spiegelglattes Wasser und kein weiterer Schifffahrtsverkehr oder sonstige "Störer". Allerdings lässt einzig die Wasserqualität noch zu wünschen übrig, erinnert die Farbe des Flusses doch eher an meinen grau-braunen Nagellack mit dem bezeichnenden Namen "Muddy Water", den ich gern im Herbst trage.

An dieser Stelle ist es Zeit, einmal ein großes Dankeschön auszusprechen an den Ruderverein Esslingen! Danke dafür, dass ich schon so oft bei euch im Boot sitzen durfte, danke an alle, die mit mir über den Neckar gerudert sind, danke für eure Gastfreundschaft. Sollte es euch mal nach Berlin verschlagen, so seid ihr im Ruderclub Tegel herzlich willkommen!

Bis bald in Esslingen,

Annett Zeh